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Biography von Frederik Luitwieler
Biography von Frederik Luitwieler «Leben und arbeiten mit den Franzosen und Algeriern.»

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Eine französische Firma "Comsip Entreprise" zu Paris, hatte bei KHD Humboldt Wedag AG eine kontinuierlich messende Röntgenfluoreszenzanlage für ein Zementwerk in Algerien gekauft, die wir selbst entwickelt hatten, nur der Meßkopf war von GE gekauft und bei uns verbessert worden um die Meßgenauigkeit zu optimieren.

Bild links, der Meßkopf und rechts der Doppelschrank mit der Steuerung für die gesamte Anlage und dem Auswertungsteil der Meßergebnisse. Gemessen wurde die Zusammensetzung von CaO, SiO2, Al2O3 und Fe2O3 in Prozenten des Rohmehls, welches als Rohprodukt zur Herstellung von Klinker verwendet wurde.

Bild oben, geografische Karte von Algerien.

Die Anlage war in unserm Labor aufgebaut um dem Kunden die Wirksamkeit vorzuführen und die Abnahme beim Kunden durchzusetzen, zu dem Zweck kamen die Herren Henry Margoto und Alain Pons nach Köln. Der Herr Henry Margoto war mehrere Tage in Köln mit mir beschäftigt, selbstverständlich habe ich ihn am Wochenende nach mir zu Hause eingeladen, wo er von meiner Frau und mir gut bewirtet wurde, was uns später bestätigt worden ist, dies war im Spätsommer 1974. Am 24.02.1975 mußte ich zuerst für ein Paar Tage nach Annaba in Algerien auf die Baustelle um die montierte Röntgenfluoreszenzanlage zu begutachten. Die Reise ging von Köln mit dem Flugzeug über Paris und Algier, wo ich umsteigen mußte für den Weiterflug nach Annaba, die sechs Stunden Wartezeit in Algier vertrieb ich mit einem Herrn der Firma Linde in der Stadt, leider war es am Regnen. Am Flughafen Annaba wurde ich vom Herrn Margoto abgeholt und zum Hotel Hoggar mitten in der Stadt gefahren. Das Hotel datierte noch aus der Koloniezeit der Franzosen, der Besitzer des Hotels, sehr korpulent, ist ein Ägypter und heißt Briki Mohamed, spricht nur arabisch und hatte von der Hotelhalle aus zu betreten, ein Zimmer als Moschee eingerichtet, denn außer Franzosen waren auch noch Algerier im Hotel zu Gast. Der Hotelbesitzer saß, wenn er anwesend war, neben dem Eingang seiner Moschee und blickte auf das Geschehen in der Halle, so konnte er auch mein Verhalten beobachten, denn er wußte, daß ich aus Deutschland kam, ihm fiel auf wie ruhig ich mich verhielt im Gegensatz zu den andern Gästen (später komme ich noch darauf zurück was er von mir gedacht hatte). Mein Zimmer war klein und hatte einen Abteil mit Dusche und Plumpsklo, die Läden vor den Fenstern waren herunter gelassen, wegen der Sonne, konnten aber nicht mehr hochgezogen werden. Ich war mir nicht sicher ob die Bettwäsche nach dem letzten Gast gewechselt war, denn es sah so zerknautscht aus. Zu der Zeit war im Hotel noch ein Deutscher, Herr Preis, der den Bauern in der Umgebung eine Kartoffelsetzmaschine vorführen mußte. An dem darauf folgenden Wochenende wurde ich von Herrn Preis zu einer Fahrt in die Berge, organisiert von einem der Bauern, eingeladen. Um Sechsuhrfünfzehn Frühmorgens fuhren wir bereits auf die fünfzig Kilometer, im Landesinnern, entfernte Baustelle bzw. das Zementwerk, auf dem Gelände angekommen, sah ich überall die Unordnung, es lagen kreuz und quer Stahlträger und Holzhaufen, die Werksstraßen waren nicht befestigt, voller Schlaglöchern und durch den Regen war überall der Schlamm vorhanden.

Auf dem Bild links, steht meine Frau und mein Sohn vor dem Hotel, sie waren aber erst beim zweiten Besuch in Algerien dabei. Die Verantwortung dieser Unordnung auf der Baustelle hatte die algerische Werksleitung, denn nur für die neue Linie waren die Franzosen verantwortlich. In einem Nebenraum des Leitstandes standen zwei Prozeßrechner der Firma GE, die den Betrieb der bereits produzierenden Linien steuern sollten, jedoch außer Betrieb waren weil die Werksleitung nicht in der Lage war die Klimaanlage zu betreiben und den hierdurch in den Rechnerschränken geratenen Sand, weil die Türen zum Rechnerraum nicht geschlossen waren, zu entfernen.

Der neue Rechner stand Gott sei Dank in einem separaten klimatisierten Raum und war noch unter der Verantwortung der französischen Firma. Ohne den Einsatz des Rechners konnte keinen guten Zement hergestellt werden und würden die Hitze beständigen Steine im Innern des Drehofens in kürzester Zeit, durch ein rasches Verschlacken an verschiedenen Stellen, abbrechen und müßte öfter der Ofen abgekühlt und angehalten werden um diese Stellen zu reparieren, was natürlich Geld kostete. Die beiden Rohmehlmühlen und ihre elektrische Steuerung waren von der japanischen Firma Mitsubishi geliefert worden, die bei der Inbetriebnahme auch ihre erheblichen Schwierigkeiten hatten, zu einem Gespräch mit dem japanischen Personal kam es, aus Gründen ihrer Sturheit, nicht. Auf dem Wege zur und von der Baustelle war Obacht geboten, denn plötzlich konnte eine Herde Kühen oder Schafe den Weg überqueren. Nach der Arbeit, als ich wieder zurück in meinem Hotel war und mich frisch gemacht hatte, bin ich in die Stadt, auf der Suche nach einem Restaurant oder Postamt, gegangen und fiel mir auf wie viele Algerier unterwegs waren, die meisten Frauen waren in der üblichen Weise schwarz mit Kopftuch gekleidet und flanierten durch die Geschäftsstraße auf und ab, welche standen in Gruppen und debattierten, etwas abseits waren zwei Männer miteinander am Streiten, wovon der eine dem anderen mit einem Messer bedrohte, aber im Allgemeinen war die Bevölkerung friedlicher Natur. Am 12.03.1975 flog ich, nach dem die Montage der Anlage erfolgreich beendet war, über Marseille, Paris "Flughafen Orly", nach Köln wo meine Frau mich abholte und nach Hause fuhr. Während des Fluges bevor das Flugzeug in Marseille landete, wurde ich von allen Seiten von Algeriern angesprochen, hielten ihren Paß und den auszufüllenden Flughafenschein mir entgegen mit der Frage ob ich bitte schön den Schein für sie ausfüllen möge, erst jetzt sieht man mal wie viele Analphabeten unter den Algeriern sind. Am 09.05.1975 flog ich mit Frau und Sohn abermals, aber nun zur Inbetriebnahme der bereits montierten Anlage, nach Annaba auf die Baustelle und auch dieses Mal wurden wir im Hotel Hoggar untergebracht. Alsbald kam der Hotelbesitzer auf uns zu und brachte, weil er nur Arabisch sprach, seinen Schwiegersohn Rouichi Hamma, der englisch verstand, als Übersetzer mit. Er stellte die üblichen Fragen, woher wir aus Deutschland kamen, daß er Ägypter sei und vor dem zweiten Weltkrieg bereits nach Annaba gekommen war und uns am Wochenende ins Landesinnere herum fahren möchte um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, als es dann so weit war brachte er uns, einen Übersetzer bräuchten wir nicht mehr, zu einer Stelle wo heißes Wasser aus dem Erdreich kam, diese Stelle wird von den Arabern Hammam Meskoutine genannt. Das Wasser war an manchen Stellen kochend heiß, der Gastgeber nutzte die Gelegenheit und kaufte ein paar Hühnereier legte sie ins Wasser zum Kochen, bot uns die an zum verzehren, aber wir lehnten

ab mit der Begründung, die Eier seihen verdorben, er jedoch aß sie und bekam nach einer Weile Magenschmerzen. Ihm war es so schlecht geworden, daß er mich fragte ob ich sein Auto nach Hause fahren wollte. Auf dem Bild der Ägypter nach dem Essen der Eier, zeigte aber noch keine Schmerze. Vor der Abreise haben wir ihm unsere Apotheke geschenkt. Auf der Rückfahrt fuhren wir an einer jungen Frau, die am Straßenrand stand, vorüber, die plötzlich aus heitrem Himmel ihr Kleid hoch hob und uns ihren nackten Körper zeigte. Unser Gastgeber erzählte uns, daß er während des zweiten Weltkrieges von deutschen Soldaten folgende Sätze mit bekommen hatte: - nur arbeiten - und - Franzose heraus -. Als Erinnerung hatte Briki Mohamed uns ein großes Foto von der Hammam Meskoutine geschenkt (siehe Bild links). Meine Frau verstand es in der Zeit, in der ich auf der Baustelle zu tun hatte, sich zu beschäftigen, indem sie sich mit unserm Sohn in der Stadt aufhielt.

Bild rechts, zeigt die typische Landschaft außerhalb der Stadt auf dem Lande, man sieht keine Wälder, weil es in dieser Gegend nur in den Wintermonaten mal Regnet. Als wir in Mai hier waren, gab es bereits keinen Regen mehr und die Temperaturen waren bisweilen 30 bis 35 Grad Celsius. Um diese Zeit hielten sich viele Störchen, die ihre Nester auf Moschee - Minaretten und Masten gebaut hatten, auf, denn hier gab es bevor die Trockenheit anfing noch genug feuchte Stellen mit Fröschen und andere Kleintieren zum Füttern.

Bild links, zeigt eine Villa im Außenbezirk der Stadt, diese Villen wurden vor der Unabhängigkeit Algeriens von den Franzosen gebaut und bewohnt. Die Gärten sind verwildert und die Villen bedürfen einen Anstrich, leider hatte die algerische Bevölkerung keinen Sinn für Ordnung und die Einwohnerzahl ist nach der Unabhängigkeit sprunghaft gestiegen ohne Gleichschritt der Infrastruktur, somit entstand noch mehr Armut als vorher, dies ist auch der Grund weshalb viele Algerier nach Europa reisen um Geld zu verdienen.

Auch bei Annaba gibt es einen Römischen Ruinenkomplex, welcher nicht so schön erhalten ist wie die Ruinen in Libyen. Auf dem Hügel im Hintergrund steht ein Kloster aus der Koloniezeit der Franzosen. Auch die Römer haben am Meer gebaut, damit sie mit ihren Schiffen bequem nach Rom kamen, ohne vorher noch über Land transportieren zu müssen.

Am alten Stadtrand an einer Bucht abseits vom Industriegebiet hat man neu gebaut, wie ich meine, gut gelungen ist, siehe Bild oben links. Bild oben rechts ist im Zentrum der alten Stadt gemacht worden, wo wir im Hotel Hoggar untergebracht waren.

Bild rechts, der Strand in einer Bucht nahe Annaba. Schwimmen konnten wir nicht, da dies in der Zeit nach muslemischen Gebräuchen Sittenwidrig war. Wir haben trotzdem eine Mutter mit ihrem Kind, welches Hautausschlag hatte, zur Genesung im Meer am Ufer gesehen.

Wir trafen auch außerhalb der Stadt an einer Stelle an der Mittelmeerküste einen Algerier stehend an seinem Auto mit Niederländischem Nummernschild und träumte vor sich hin. Er erzählte uns er hätte Urlaub genommen und sei hier um eine Frau zu suchen, zu heiraten und mit in die Niederlanden zu nehmen.

An einem Wochenende habe ich ein Auto gemietet, hatte aber nicht die Gewißheit über die Tauglichkeit der Bremsanlage, denn wir wollten der hohen felsigen Küste auf den schmalen Landwegen entlang fahren. Nach einer eingehenden Prüfung der Bremsanlage und des Ölstandes konnten wir die Reise antreten und haben der schönen Landschaft an der Mittelmeerküste genossen. Bild links, meine Frau und die Weite der Küste mit den vielen kleinen Buchten wo es steil hinunter geht und Menschenleer ist. Die Bevölkerung konzentriert sich mit 85% in den Städten wo sie hofften Arbeit zu finden und ihre Kinder auf Schulen gehen konnten. Die Grenze mit Tunesien war etwa dreihundert Kilometer entfernt von Annaba, Zeit um nach Tunis oder in die Sahara zu fahren hatten wir nicht mehr. Zu der Zeit legten auch Luxus - Schiffe mit Touristen aus Europa in dem Hafen von Annaba an, die dann mit Bussen ohne Klimaanlage, die bereits längere Zeit in der glühenden Sonne standen, in das Landesinnere gefahren wurden wo es noch heißer war.

Eines Abends wurden wir von der Französischen Familie Margoto zu ihnen nach Hause eingeladen und sollten einen Riesen Hunger mitbringen. Seine Frau war die Tochter eines Offiziers des französischen Heers, war somit als Kind überall in den Französischen Kolonien gewesen und fühlte sich hier zu Hause. An dem Abend waren auch die anderen Kollegen mit ihren Familien anwesend, da mein Französisch nicht das aller beste war, mußten wir uns im Englischen unterhalten und so kam die Konversation zu Stande. Es viel uns auf, daß eine Frau eines Kollegen des Herrn Margoto nicht so gesprächig war und als ich mich erkundigte, erzählte sie eine unglaubliche Geschichte, die sich so anhörte: Sie war mit ihrem Man in Deutschland auf einer Baustelle, hatte ihr erstes Kind, damals noch ein Baby, dabei wofür sie Milch bräuchte, die nur in einem Geschäft zu Kaufen war wo sie dann in einer Schlange von Menschen vor dem Laden stand, die ihr, als sie merkten, daß sie Französin war, sagten, hol deine Milch in Frankreich und hau hier ab. Was sie nicht wußte und mir unverständlich war, war die Tatsache, daß die Geschichte sich in der DDR abspielte, denn bei uns in Westdeutschland gibt es keine Menschenschlangen vor den Geschäften, was ich den auch erklärt habe, alle waren erleichtert und der Abend fand ein fröhliches Ende. Zum Essen gab es ein arabisches Gericht mit Namen "Couscous" und vorzüglich geschmeckt hatte, wofür wir uns herzlich bedankten. Als die Inbetriebnahme der Röntgenfluoreszenzanlage erfolgreich abgeschlossen war, daß heißt die Probenahme aus dem Hauptstrom des Rohmehls zum Homogenisiersilo für das Röntgengerät und die Meßdaten vom Rechner erfasst wurden, wurde mir die Entlastung zugeteilt und konnte ich mit meiner Familie am 6 Juni 1975 nach Hause fliegen. Vor meiner Abreise durfte ich auf Kosten der Firma Comsip Entreprise in einem Teppichgeschäft, als Geschenk für meine hervorragende Arbeit und darüber hinaus geleistete Hilfe, einen kleinen Teppich aussuchen. Am 20. April 1976 wurde ich noch mal gebeten für ein Paar Tage auf die Baustelle zu kommen, hier gab es nachträgliche Schwierigkeiten mit der Schnittstelle, Rechner zu Röntgenanlage. Die Daten wurden nicht richtig dem Rechner übermittelt, als ich dann alles überprüfte stellte ich fest, daß eine Unmenge Störsignale die Datenübertragung beeinträchtigte, die mit der Inbetriebnahme des gesamten Werkes allmählich eingeschlichen waren. Auch an anderen Schnittstellen war der Signalpegel überlagert mit Störsignalen und habe auch hier mit meinem Wissen geholfen das Problem zu lösen. Der Grund dieser Störungen lag bei den von der Firma Mitsubishi gelieferten Steuerungsschränken, hier war die gesamte Elektrotechnik und Elektronik nicht einwandfrei mit einer separaten Erdung ausgestattet worden. Man hatte bereits Wochenlang danach gesucht. Am 24 des gleichen Monats flog ich wieder ab, bekam beim Umsteigen in Algier, weil der Flieger aus Annaba Verspätung hatte, Schwierigkeiten mit der Zeit, man wollte mich nicht mehr durchlassen und habe energisch angehalten doch durchgelassen zu werden. Als man mich schließlich zum Flieger fuhr, konnte ich am Flieger angekommen den ersten Airbus bewundern, die Türen standen weit offen, die Lauten der Gespräche über die Sprechanlage zwischen Bordpersonal und Tower schallten hinaus und wurden von den Algeriern drinnen sowie draußen gehört als würden die Franzosen sagen, hier sind wir mit unsern neusten technischen Errungenschaften und wo bleibt ihr. Als ich richtig saß war der Flieger bereits zur Startposition am rollen, der Start war fameusement, die Motoren hörte man kaum, der Schub war enorm, ich wurde in die Rückenlehne gedrückt und sah wie der Flieger schnell vom Boden abhob. Auch in diesem Flieger mußte ich sämtliche Flughafenscheine für die Algerier ausfüllen. Wenn man so überall in der Welt als Ingenieur hingeschickt wird, verlassen die Leute sich auf deinen ihnen überragenden Kenntnissen und vor allem wenn man aus Westeuropa kommt, man soll aber nie auf den herab sehen und spüren lassen, daß sie dumm sind, was natürlich nicht stimmt, denn sie hatten nie die Chance eine gute Ausbildung in ihrem Land zu bekommen.

Bild links, Meine Frau mit dem Sohn Jerry außerhalb der Stadt Annaba am Mittelmeer in Algerien im Mai 1975. Die Landschaft ist typisch für die Gegend ins Landesinnern an der Strasse zum Zementwerk.

Algerien bedingt durch die vergangene Herrschaft der Franzosen, besitzt kaum eine typische arabische Kultur, nur die Moslemische Staatsreligion verriet die arabische Herkunft ihrer Vorfahren, dies im Gegensatz zur Marokkanischen Kultur, die wiederum rein Arabisch geprägt ist. Französische Weingüter haben aus Algerien ihre Korken aus Rinden der Korkbäume bezogen. Vor der Unabhängigkeit Algeriens, hatten französische Weinbauer in Algerien Weinreben gezüchtet, von dem dort hergestellten Wein habe ich auch einige Gläschen trinken können.