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Biography von Frederik Luitwieler
Biography von Frederik Luitwieler «Wohnen und arbeiten im heiligen Land des Islam (Teil I).»

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Im Jahre 1994, nach den Wirtschaftlich schlechtesten Jahren 1992 und 1993 die ich je erlebt habe, die ich allein mit meiner Frau und meinem Sohn meisterte, bekam ich die Gelegenheit freiberuflich für meine frühere Firma Humboldt Wedag Processautomation GmbH, im Konzern KHD AG, an zwei Projekten für Saudi Arabien über einen Zeitraum von vier Jahren und als Krönung meiner Karriere zu betrachten, mit zu wirken. Hier handelte es um schlüsselfertige vollautomatischen Zementwerke wovon drei in Saudi Arabien gebaut werden mussten und bedauerlicherweise die letzten Großaufträge überhaupt in der Geschichte dieser Firma waren, denn der Konzern KHD Humboldt Wedag AG gibt es aus Gründen der Misswirtschaft und schlechten Weltwirtschaft heute nicht mehr. Die Baustelle für das erste Zementwerk war am arabischen Golf (persischer Golf) zu Hofuf, 125 km Landein inmitten der berühmten Ölfelder, hier hatte ich, nach einer Vorplanung von einem Jahr, ab Mai 1995 zu tun, anschließend wurde die Arbeit für die zweite Baustelle, 75 km von der Stadt Yanbu (auch Yanbo) entfernt, direkt am Roten Meer auf einer Halbinsel bis Ende Dezember 1997 fortgesetzt. Das erste Werk hatte eine Kapazität von 3500 t/d Klinker, das zweite Werk eine Kapazität von 7000 t/d Klinker. Meine Arbeit für das erste Werk zu Hofuf bestand aus der Planung, Montageüberwachung und Inbetriebnahme des gesamten Prozessleitsystems und zugehörigen Netzwerkes (LAN und WAN) zur Datenübertragung zwischen den Zentralen- und Dezentralencomputersystemen (Client – Server) sowie den Feldrechnern. Ferner sollte ich noch die Bereiche, Brandmeldeanlage, Telefonanlage und Zugangsüberwachungsanlage bearbeiten. Der überwiegende Teil der Technik war von der Firma Siemens gekauft worden. Die Reise, zuvor wurde von der Saudischen Botschaft in Bonn zur Vergabe eines Visums ein ärztliches Attest mit dem Nachweis HIV negativ verlangt, auf die erste Baustelle fand in Mai 1995 statt, Meine Frau konnte und wollte leider nicht mit auf die Baustelle, es war auch schwer für sie ein Visum zu bekommen weil Saudi Arabien was Frauen an ging nicht freizügig war.

Chaled Ibn Abd Al Aziz

(1913-1982).

König Fahd, seit 1982 Regent

Büro Container im Vordergrund (Bild rechts) und links oben Wohncontainer sowie Kantine.

Ich flog mit der Lufthansa von Köln über Frankfurt, wo ich zum Weiterflug in einen Airbus 310 umstieg. Es fiel mir auf, als ich auf dem Monitor im Flugzeug sehen konnte, dass der Flieger bereits über Saudi Arabien flog, die Sonne war mittlerweile hinterm Flugzeug unter gegangen, wie hell die Beleuchtung der unter mir überflogenen Ortschaften, verglichen mit den Ortschaften anderer Länder, war. Nach einem Flug von sieben Stunden landete die Maschine Nachts um ein Uhr in Bahrain, buchte direkt den Weiterflug nach Dhahran um letztendlich in Saudi Arabien anzukommen. In Dhahran wurde das Flugzeug etwas abseits vom Abfertigungsgebäude abgestellt, als ich dann an der Tür zum Aussteigen stand, kam mir ein heißer feuchter Luftstrom entgegen, der eine Temperatur von über 40° C hatte. Im Abfertigungsgebäude angelangt wurde mir erst bewusst wie viele ausländischen Gastarbeiter in Saudi Arabien arbeiteten, denn vor uns war ein Flugzeug aus Indien gelandet der vielen Hunderten nur männlichen Gastarbeiter eingeflogen hatte, die nun alle vor mir in Reihen vor den Abfertigungsschaltern aufgestellt auf die Genehmigung zum Eingang warteten. Als ich dann endlich an der Reihe war, war es bereits zwei Uhr früh und konnte nach einer eingehenden Kontrolle des Zöllners in das von der Baustelle bestellte Taxi steigen. Der Taxifahrer war Inder und sehr freundlich, er fuhr mich noch mal 125 km Landeinwärts über eine gutbefahrbare vierspurige Schnellstraße zur Baustelle, wo wir dann letztendlich nach passieren eines Werktors vor einem Container hielten, was offensichtlich meine Unterkunft war, denn er öffnete die Tür und brachte mein Gepäck hinein.

Bild links, Tante Emma Laden, auch Schmuddel genannt, wo man die nötigsten Lebensmittel kaufen konnte. Mich sieht man an der Theke zum Bezahlen meiner Lebensmittel.

Nach einem Dankeschön und Aufwidersehen betrat ich meine Unterkunft und war zu Müde um alles in Augenschau zu nehmen, obwohl es nicht viel zu bewundern gab, denn die Gesamtfläche war etwa 18 qm und die Einrichtung bestand ausschließlich aus Kunststoff. Es war stockdunkel als ich ankam und konnte mich nicht orientieren wo ich überhaupt gelandet war und verschob es auf den nächsten Tag, alsbald habe ich mich ins Bett gelegt und schlief ein. Die Unterkunft habe ich mit dem Namen Schublade getauft. Plötzlich wurde ich durch den Krach von startenden Autos, die auf die Baustelle fuhren, geweckt, es war bereits hell geworden und Zeit zum Aufstehen, obwohl ich noch nicht völlig ausgeschlafen war von der langen Reise. Im Kühlschrank hatte ein Kollege mir eine Dose Cola mit ein Paar Scheiben Toastbrot hinterlegt, damit ich den ersten Hunger stillen konnte, denn die Leitung der Baustelle hatte diesen Service nicht vorgesehen. Als ich dann geduscht und rasiert war, öffnete ich vorsichtig die Tür nach außen, da streichet ein heißer Luftstrom mein Gesicht und erblickte um mich herum Sand und andere Wohncontainer. Dann beschloss ich die Büro Container zu suchen und fand sie schließlich nicht weit entfernt vom Wohncamp. Nachdem ich mich beim Baustellenleiter gemeldet hatte, bekam ich vom Baustellenkaufmann mein monatliches Verpflegungsgeld und konnte im dortigen Tante Emma Laden (von den Baustelle- Kollegen als Schmuddel getauft) meine Einkäufe tätigen, damit vorerst mein nächster Frühstück gesichert war. Für mein Mittagessen der nächsten Tage habe ich mich in der dortigen Kantine gemeldet, bis ich die Lebensmitteln gekauft hatte um auch mein eigenes Mittagessen zu kochen. Die Kantine wurde von der Baufirma DYWIDAG AG., welche die Betonbauten des neuen Werkes gebaut hatten, geführt. Alle Container waren mitten im Sand abgestellt und mit einem oder mehreren Klimageräten ausgestattet.

Bild oben, mein bescheidenes Büro und ein Tee auf dem Tisch vom Büro Küchenjunge gebracht.

Ich bekam im Büro Komplex in einem Zimmer, es konnten jeweils in einem Zimmer nur zwei Mann Platz finden, meinen Schreibtisch und Computer mit dem ich meine Schreibarbeiten erledigen, sowie Zeichnungen bearbeiten oder erstellen konnte. Um auf dem Gelände, welches mehrere Kilometer Straßennetz enthielt, fort zu bewegen bekam ich ein Auto zugesprochen, mit dem ich auch in die 35 km nahe gelegene Stadt Hofuf fahren durfte. Da für mich ein Igama (Arbeitserlaubnis) beantragt war, musste auch noch einen Saudischen Führerschein her, denn mit einem Arbeitserlaubnis war der Aufenthalt für zwei Jahre gesichert, man durfte allerdings nicht mit einem deutschen Führerschein ein Auto führen. Der deutsche Führerschein hatte für die Umschreibung auf den saudischen Führerschein seine Anerkennung, beim Arzt in der Klinik in der nahegelegenen Stadt Abqaiq mußte noch einen Sehtest durchgeführt und den Blutfaktor (Resus) bestimmt werden. Nach vier Wochen bekam ich beide Erlaubnisse ausgehändigt.

Bild oben, ein Treffen mit dem Montageleiter der Elektrotechnik, den ich noch von früher kannte.

Direkt am ersten Tag wurde ich von allen Seiten angesprochen, denn man hatte sehnsüchtig auf mich gewartet um die hochtechnischqualifizierte Automationsanlage mit dem Einsatz von zwanzig Computern allein für den Leitstand und Management Information System aufzubauen. Zuerst habe ich mir auf der Baustelle an Hand einer Projektionszeichnung des neuen Werkes die Lage und Bedeutung der verschiedenen Bauwerken erklären lassen. Das neue Werk war um das kleinere ältere Werk bestehend aus mehreren kleineren Linien, entstanden zwischen 1930 und 1982, aufgebaut worden. Das alte Werk war von der Firma Polysius des Krupp Konzerns gebaut worden und das Kraftwerk bestehend aus MAN Diesel aus dem Jahre 1929 wurde im Laufe der Zeit durch eine Gasturbine ersetzt. Da der Übergabetermin des Werkes sehr begrenzt war, hatte ich im Anfang Privat wenig Zeit übrig denn es war noch nichts vorbereitet. Gearbeitet wurde von sechs Uhr frühmorgens bis spätabends zweiundzwanzig Uhr, denn in den Abendstunden musste ich die Montagearbeit für den nächsten Tag vorbereiten und alle mir aufgetragenen Arbeiten, wie Leitstandaufbau, Telefonanlage- und Feuermeldeanlagebau, mussten parallel statt finden. Manche Gebäuden waren noch nicht fertig oder man hatte noch nicht angefangen zu bauen, dies bewirkte, dass mein Arbeitseifer an manchen Stellen beeinträchtigt wurde oder ich nicht weiter kam. Die Montagearbeiten wurden von der Firma Siemens – Saudi – Arabien unter meiner Aufsicht durchgeführt und über die Firma Indumont von dem Montageleiter der Elektrotechnik koordiniert. Die Monteure der Firma Siemens waren eine Mischung aus Filipinos und Pakistanern, wovon die überwiegende Zahl nicht qualifiziert war und von Subunternehmen verliehen wurden. Diese Monteure hatten trotz ihren, mit uns verglichen, miserablen Unterkünften wo sechs Man in einem Container wohnten eine gute Arbeitsmoral zu verzeichnen und viel es mir leicht den über die neuste Technik zu unterrichten. Ab und zu gab es unter den einzeln Monteuren politische Reibereien zu verzeichnen, denn die Filipinos waren überwiegend Christen daher anders in ihrem Verhalten veranlagt als die Pakistanis die alle Muslimen waren und in Saudi Arabien bevorzugt wurden. Alle diese Gastarbeiter schickten ihr Geld monatlich an ihre Familie in der Heimat, um somit auch ihre Kinder studieren zu lassen.

Bild oben, Ansicht der Baustelle gesehen vom Eingang des Büro Containers und im Hintergrund der Qualm des alten Werkes. Das neue Werk war umweltfreundlich gestaltet.

Die Muslimen arbeiteten an den Freitagen (Sonntag in Saudi Arabien) nicht, dagegen die anderen nur Vormittags. An diesen Tagen konnte ich Gott sei dank nach der Arbeit bis zwölf Uhr mit den Kollegen auch mal heraus fahren in die 125 km entfernte Stadt Al-Khobar am arabischen Golf und im Hotel Meridian einen gepflegten Kaffee mit einem Black Forest (Schwarzwälder Kuchen) Kuchen verzehren, anschließend noch in einem gut sortierten Selbstbedienungsladen nach amerikanischer Art Lebensmittel für die nächsten Wochen einkaufen, da ich die Mahlzeiten in der Kantine satt war. Nach drei Monaten konnte ich aus dem Container in ein frei gewordenes Apartment in der Werkssiedlung umziehen, wo ich etwas mehr Komfort hatte mit künstlich bewässerten Palmen und Bäumen rundherum. Als ich das erste Mal in den Leitstand des alten Werkes kam, wo der neue Leitstand im gleichen Raum aufgebaut werden sollte, wurde ich von dem Schichtpersonal (Operater) herzlich empfangen. Dieses Schichtpersonal bestand aus Saudiern und Indern und waren von nun an immer um mich herum wenn ich im Leitstand zu tun hatte. Zurückblickend, bevor ich auf die Baustelle reiste, ging eine Planung der Gesamten Technik und Erstellung der Prozessbilder sowie das Testen der Hardware, Anwendersoftware und vor allem der von Siemens gelieferten Betriebssoftware vorab. Alle Prozessbilder die für das neue Zementwerk, beginnend bei der Brecheranlage über die Mühlenanlagen, den Drehofen hin bis zum Versand des Zements, notwendig waren, habe ich mit einem Kollegen, der bereits über zwanzig Jahre bei der Firma war, erstellt. Es waren immerhin an die zweihundert Bilder mit statischen und dynamischen Prozesssymbolen, das System heißt COROS LS-B und ist von Siemens. Das System von Siemens war zu der Zeit neu und bedürfte eine eingehende Prüfung, die ein Jahr dauerte bevor es auf die Baustelle geschickt werden konnte. Angefangen wurde mit der Verkabelung von Netzversorgungen, Datenkommunikationsverbindungen und Daten BUS (Netz) Leitungen der im Leitstand aufgestellten Computer mit den im Erdgeschoss zentral aufgestellten in Schränken montierten Steuerungsrechnern und der Peripheren Prozesselektronik dezentral ebenfalls in Schränken jeweils in den Substations (E-Räume) den Anlagenbereichen zugeordnet.

Bild oben, ich im Leitstand beim Aufbau und im Hintergrund der Leitstand von den alten Linien.

Durch dieses Daten-Netz-System und dezentrale Anlagen bezogene Prozesssanbindung, was aus Koaxial Kabel und Glasfaser Kabel bestand, wurden viele teuren Signalkabel, die sonst nach herkömmlicher Bauweise notwendig waren, überflüssig. Die Verlegung und Bearbeitung dieser Kabel war äußerst fachgerecht durchzuführen, da sonst die Datenkommunikation gefährdet war, also war es meine Aufgabe dem Montagepersonal hierfür auszubilden wie sie z. B. die Stecker an den Enden der Glasfaserkabel zu montieren hatten. Alle Gebäuden waren mit einem unterirdischen Tunnelsystem verbunden indem die Kabel von Gebäude zu Gebäude verlegt wurden. Das alte bereits bestehende Tunnelsystem blieb unberührt vom neuen System und hatte lediglich an einer Stelle eine Rohrverbindung wo Kabel durchgeführt wurden, welche die Verbindungen mit dem alten Werk herstellen mussten, z. B. neue Telefonkabel und Glasfaserkabel für die Datenübertragung der alten mit neuer Elektronik zu rüstenden Wiegevorrichtungen. In diesem alten unterirdischen Tunnelsystem war im Laufe der Zeit viel Sand und Regenwasser hinein geraten, wobei das Regenwasser in den Zehn Monaten das es nicht regnete verdunstete, fanden Katzen, Schlangen, Mäuse, Küchenschaben, Grillen und Skorpione ein zu Hause und konnten sich auf den im Tunnel vorhandenen Kabeltrassen und am Boden fortbewegen. Für uns bedeutete dies, bevor wir uns in das Tunnelsystem begaben, äußerste Vorsicht, denn die Schlangen waren, wie überall in der Wüste, giftig und die Skorpione ebenfalls. Da ich bevor die Montagearbeiten anfingen mit dem Vormann an Ort und Stelle mit den entsprechenden Montageunterlagen die geeigneten Wege und Stellen kennzeichnen musste, kam ich auch in dem alten unterirdischen Tunnelsystem, weil hier unsere Kabel auf den alten Kabeltrassen projektiert wurden und somit auch mit einem Feuermeldesystem auszustatten waren. Bevor wir dann in den Tunnel eintauchten, musste ich als erster vor gehen und habe dann durch klopfen mit meinem Schutzhelm auf die Kabeltrassen die Schlangen verjagt. Da die Beleuchtung im Tunnelsystem sehr spärlich war musste man sich mit einer Handlampe den Weg ausleuchten und erblickte hier und da eine Schlange, nicht länger als ein Meter, die sich davon machte. Später nachdem die Anlage in Betrieb war, habe ich eines Abends spät auf einem Kontrollgang im alten Werksbereich, einen großen Kater, der sich eine Schlange ergattern wollte, gesehen wie er schließlich die Schlange hinterm Kopf biss, eine weile hielt und sie nach und nach verschlang.

Bild oben, mein Fahrzeug vorm Apartment in der sengenden Mittagssonne, bei einer Temperatur von 50° C und im Fahrzeug noch mal einige Grad höher.

Im Gegensatz zum alten unterirdischen Tunnelsystem, war das neue Tunnelsystem mit in regelmäßigen Abständen projektierten Vertiefungen (Sümpfe) versehen, in den dann jeweils eine Sumpfpumpe installiert war. Als die Pumpen noch nicht in Betrieb waren und es in Januar zu starken Regenfällen kam, füllten sich die Sümpfe und Tunnel sehr schnell mit Regenwasser und wir konnten mit der Arbeit nicht mehr voran kommen. Manchmal gab es Stürme bei heller Sonnenschein und versandete der Tunnel weil man die Türen außen an den Tunneleinstiegen nicht vorher verschlossen hatte, diese Türen hatte man absichtlich, um bei den Arbeiten einen einigermaßen kühlen Luftstrom zu bekommen, auf gelassen. Wenn ich dann bei Kontrollgängen, um den Montagefortgang zu inspizieren, durch die Tunnel lief, traf ich öfter auf Monteure die auf Pappe auf dem Boden ein Nickerchen machten. An den drei Rohmaterialbrecheranlagen waren jeweils Führerhäuschen in dem auch ein Leitstand projektiert war, der jeweils mit dem zentralen Leitstand über einen Glasfaserkabel kommunizieren kann jedoch dezentral zu Bedienen waren um Fehlbedienung seitens des zentralen Leitstandführers auszuschließen. Die Computer waren so robust, dass die Umwelt Bedingungen, wie Sand und Hitze, den Computern nichts anhaben konnten, was bei der Inbetriebnahme, als die Klima-Geräte noch nicht in Betrieb waren, bewiesen wurde. In der Montage Zeit waren alle elektrotechnischen Gebäuden (Substations) noch nicht mit einer betriebsfertigen Klimaanlage ausgestattet dies bezüglich waren die Arbeitsbedingungen sehr schwer, da lief der Schweiß dem Körper hinunter, erst allmählich wurde nach und nach alles in Betrieb genommen. Gott sei Dank hatten wir genug Wasser um regelmäßig zu Duschen, das Wasser war Grundwasser und schien reichlich vorhanden zu sein.

Bild oben, der spannende Moment bei der in Betriebnahme des Drehofens, wobei alle gespannt zuschauten. Auf den Monitoren über dem Pult kann man die Feuerung des Drehofens beobachten.

Unsere Arbeiten wurden von der Firma Holderbank aus der Schweiz im Auftrage des Saudischen Zementwerkes ständig überprüft und Bereichsweise protokollarisch abgenommen. Der Direktor Mr. Amin des Zementwerkes, ein Pakistaner, war ein schlauer intelligenter Mann an dem niemand vorbei kam, mit dem ich viel zu tun hatte, denn er bestimmte wie was wo an welcher Stelle montiert werden musste, natürlich konnte ich auch mein Senf dazu tun, denn er wollte meistens mehr gemacht haben als ihm Vertraglich zustand, außerdem bestand der Kunde darauf die gesamte Anlage vom Leitstand her in Betrieb zu nehmen. Nach etwa einem viertel Jahr, in August 1995, konnte ich alle Computer Programme hochfahren (booten) und testen ob die Signale sämtlicher Antriebe und Messstellen auf den Prozessbildern an den richtigen Stellen zu erkennen waren, natürlich waren vor Ort bereits unsere Inbetriebnehmer mit dem Testen der Messstellen beschäftigt.Als erstes ging der Tonbrecher mit dem Mischbett - Lager in Betrieb, was vom Führerhaus mit der Bedien- und Beobachtungsstation (dezentrale Steuerung) geführt wurde, wobei die Daten über ein Glasfaserkabel zum Zentralen Leitstand gelangen und passiv beobachtet werden konnte wie die Brecheranlage sich verhielt. Als nächstes kam die Bunkerung der Materialien Sand und Eisenerz in ein anderes Lager, wobei der Eisenerz auch von einem Brecher vorher zerkleinert werden musste, wiederum von einem Führerhaus mit Bedien- und Beobachtungsstation geführt, anschließend transportierte man über Transportbändern diese Rohmaterialien zu den Vorbunkern der beiden Rohmehlmühlen, die Bänder wurden natürlich vom zentralen Leitstand aus gestartet und überwacht. Jetzt war es Zeit die beiden Rohmehlmühlen in Betrieb zu nehmen, nachdem die Material- Transportwege, bestehend aus Luftförderrinnen, durch die das Rohmehl mit Luftdruck, erzeugt von Riesen Ventilatoren, zu den beiden Homogenisiersilos transportiert, frei geschaltet waren. Nun war der Drehofen an der Reihe und Vertraglich sehr wichtig, war der Termin zur Zündung der Feuerung und der erste Klinker aus dem Drehofen, denn das bedeutete die Produktion lief, der Kunde seine Lieferverpflichtungen an Kuwait halten konnte und für uns eine größere Zahlung auf die Bank bewirkte. Das Rohmehl aus den Silos wurde im Wärmetauscher vorgeheizt und dem Drehofen aufgegeben.

Bild links, im Hintergrund die langen Rohmateriallager und im Vordergrund das alte Werk. Aufnahme vom neuen Wärmetauscher.

Die Inbetriebnahme des Drehofens wurde mit einem Festessen, in einem typisch arabischen Zelt direkt im Sand neben dem Drehofen aufgestellt und mit Teppichen ausgelegt, groß gefeiert. Während wir uns gelehnt an Kissen auf dem Teppich sitzend mit Speisen und Tee bedient und verwöhnt wurden, konnte man sich von den vergangenen Strapazen erholen und stolz auf seine Leistung sein. Das Fest wurde von unserer Firma KHD bezahlt, organisiert wurde es von einem saudischen Angestellten des Zementwerkes, der Manager vom Sicherheitsdienst war, der mich an einem späteren Zeitpunkt zu sich nach Hause eingeladen hatte.

Bild rechts, der Drehofen auf Beton – Pfeilern gelagert, siehe das braune Gebilde oben im Bild. Im Hintergrund links unten der Drehofen vom alten Werk.

Mir war klar, dass diese qualifizierten Arbeiten >Portfolio< eine Mischung von verschiedenen Fähigkeiten und Erfahrungen, nur als Selbständiger mit der nötigen Erfahrung in der Vergangenheit gesammelt bei vielen Firmen wofür ich tätig war, bewältigen konnte. Die Voraussetzung zur Inbetriebnahme des Drehofens, war der Betrieb des Feuermeldesystems in den verschiedenen elektrotechnischen Gebäuden und dem unterirdischen Kabeltunnelsystem.

Bild links der Main Sub Station Raum mit Schaltschränken und Bedienpult. Der Raum ist normalerweise immer zugesperrt.

Bild links zeigt den Raum im Main Sub Station, von wo aus die Hochspannungsversorgung für das neue Zementwerk, mit dem Bedien- und Beobachtungspult im Vordergrund, zu- und abgeschaltet wird. Die Betriebsdaten dieser Bedien- und Beobachtungsstation werden über den Gateway, welcher am Werksnetzverbund in der LAN Technik mit dem Zentralen Leitstand, siehe Bild unten, verbunden ist, geschickt werden und somit kann der Operater im Leitstand sehen an welcher Schiene welche Antriebe geschaltet sind. Beim Ausfall dieser Hochspannungsversorgung wird automatisch in einigen Sekunden das Notstromaggregat zugeschaltet und auf eine Notstromschiene zugegriffen um den Drehofen nicht zu Gefährden.

Der Saudier im Vordergrund Bildmitte ist ein Operater vom alten Leitstand, links im Bild zu sehen und rechts ist der neue Leitstand, der für das Personal im Moment viel interessanter ist.

Bild links, Blick auf die Werkssiedlung, welche im Laufe der Zeit durch künstliche Bewässerung mit Pflanzen und Bäumen begrünt worden ist. Links vor, ein Homogenisiersilo und oben in der Ferne ein uraltes Massiv aus Ton und Sandstein.

Angrenzend des Leitstandgebäudes war eine Erweiterung des Laborgebäudes angebaut worden, eingerichtet mit einem voll automatisch arbeitenden Röntgenfluoreszenz Analysengerät , hierfür selbst die Probeaufbereitung automatisiert war, auf so eine Anlage komme ich in der Beschreibung über Zementwerk Yanbu noch zurück. Zu meiner Unterstützung wurde von der Firma Siemens einen Software Ingenieur eingesetzt, der die noch auftretenden Fehler in der Betriebssoftware während der Inbetriebnahme beseitigen sollte. Ein sehr wichtiger Aspekt war, das Manager – Information – System, mit diesem System, bestehend aus einem Server, Processor und vier Clients (Terminals), konnte der Produkt Manager, Labor Manager und Werksdirektor vom Schreibtisch die laufenden und abgearbeiteten Betriebsdaten an Hand von Berichten als auch mit vereinfachten Bildern verfolgen und je nach Bedarf ausdrucken. Dieses System war, geschützt durch einen Data Router, vernetzt mit dem Hauptnetzwerk des Produktionsbereiches, somit gelangten die Produktionsdaten ungestört in das Management System, auch die Laborergebnisse wurden von dem System gespeichert. In der Planungsphase habe ich alle Berichte und Bilder für das Management System vorbereitet und soweit es ging getestet, nachher auf der Baustelle mit Wünschen des Kunden ergänzt.

Bild rechts, bei der Arbeit am Manager Information System hinter der Instrumententafel des alten Leitstandes.

Bemerkenswert sei noch, dass das saudische Schichtpersonal im Leitstand fünf mal am Tag auf einem ausgerollten Teppich hinter der Instrumententafel vom alten Teil, ihre Gebete verrichteten. Allabendlich während ich mich im Leitstand aufgehalten habe, wurde meine feine Nase von herrlichen Düften verwöhnt und ging dem nach, da stellte sich heraus, dass die Saudier ihr Abendessen in der Teeküche selbst gemeinsam organisierten, gekocht wurde von einem, der es am besten konnte, was im Wesen besser schmeckte als in der Kantine. Zum Tee und Kaffee lud man mich immer wieder ein, der Kaffee war ein spezielles arabisches Gesöff, bestehend aus vielen Kräutern im heißen Wasser aufbereitet und schmeckte bitter, soll aber gesund sein.

Bilder oben, blühende Sträuche in der Wüste nach einem Regenfall in Februar.

Von der Baustelle aus, in einer Entfernung von etwa fünf Kilometern, schaute man auf einem langgestreckten Massiv, welches etwa hundert Meter hoch ist und nach hinten in westlicher Richtung als eine weite Hochebene, wo Ölquellen sind, ausstreckte. Kommt man dem Massiv näher, dann blickt man in vielen Schluchten und auf vom Wasser, über Jahrhunderte ausgespülten Sandstein Gebilden. Diese von der Natur geschaffene Landschaft war so beeindruckend, dass wir beschlossen an den wenigen freien Stunden die uns zur Verfügung standen, systematisch die Gegend zu Erkunden und nach uns unbekannten Gegebenheiten zu suchen. Wir fuhren mit einem Geländewagen zum Anfang des Massives, parkten den Wagen und gingen zu Fuß weiter um so nichts an Sehenswürdigkeiten zu verpassen, denn wie sich heraus stellte gab es sehr viele.

Bild rechts, dieses Gebilde wurde über Jahrhunderte, wenn nicht sogar über Jahrtausende, aus dem Massiv zwischen der höhergelegenen Ebene und tieferen Vorebene gewaschen und stand völlig auf sich gestellt in der Vorebene als Vorposten in der brennenden Sonne. Der Schatten auf diesem Gebilde, wurde von dem dahinter gelegenen Massiv, welches noch nicht vom Regenwasser frei gewaschen war, spät Nachmittags, geworfen.

Bild links (ich im Bild), der Einblick in einen Schlucht, der mit der Zeit aus der höhergelegenen Ebene gewaschen wurde obwohl es nur ab und zu in den Monaten Januar und Februar regnete aber dann so heftig, dass das Wasser mit Gewalt von der Ebene hinunter floss und den Sandstein frei spülte.

Zwischen diesen Wänden aus Sandstein und Ton gab es Stellen wo offensichtlich die Feuchte länger hielt und Pflanzen gedeihen konnten, weil dort die Sonnenstrahlen nur Vormittags oder Nachmittags kurz ihre Wirkung zeigte. Mir viel sofort auf, dass sich hier auch viele Rauchschwalben aufhielten um zu überwintern, dies deutete auf die Existenz vieler Insekten, damit die Schwalben überleben können, sogar wilde Tauben, einige Falken und andere Vögel fühlten sich in dem Labyrinth des Massivs wohl. Einmal trafen wir einen Wüstenfuchs, der mit der Jagt nicht bis zur Dunkelheit warten konnte und sich schnell davon machte als er uns erblickte, denn ich wusste vorher schon, als wir des Abends spät, ich saß hinter dem Steuer, vom Einkaufen aus Al Khobar nach Hause fuhren, ein Fuchs vor meinem Auto die Straße überquerte, dass es sie hier gab. Wir mussten uns überlegt und vorsichtig durch die Schluchten und über die einander stützenden, mit Ton bedeckten, Sandsteine bewegen um nicht von einstürzenden Brocken überrascht und verletzt zu werden. Aufgefallen waren einige Zelten von einer Nomadenfamilie die ihre Schafherden an diesem Massiv hüteten weil es halt so viele Sträucher und einige Gräser gab.

Bild oben, hier blicke ich auf einem Gebilde, was aussieht als hätte jemand die Brocken auf einander gestapelt, ist jedoch durch Unterspülungen des Regenwassers über Jahrhunderte entstanden.

Bild rechts, zeigt wie viel Geröll auf den Felsen liegt und wie leicht man da abrutschen kann. Die Felsbrocken haben Rissen, weil sie, wegen der Unterspülung, keinen Halt mehr hatten. Die Sand-, Stein- und Tonschichten in der Tiefe, durch Unterspülungen sichtbar geworden, sind viele Millionen Jahren alt.

Wir entdeckten an manchen Stellen wie von Heute auf Morgen, aus dem kargen Boden eine einzelne blühende Stange voller Blüten spross, siehe Bild links, die Abmessung dieser Stange ist etwa zwanzig Zentimeter hoch und ohne Duft. Nach einem Tag ist sie halbwegs verdorrt. Wir entdeckten ebenfalls einige Grashüpfer mit der Abmessung von etwa Zehn Zentimeter und dunkler Farbe, diese Grashüpfer haben den vergangenen Sommer überlebt und sorgen für die Fortpflanzung Tausender neuer Grashüpfer, die in Februar bis März schlüpfen und sich dann auf das wenige Grün in der Wüste stürzen. Die Nomaden haben diese Grashüpfer gesammelt und als Delikatesse verspeist. Zwischen diesen Grashüpfern fliegen auch Tausenden Schmetterlingen, die dann am nächsten Tag fast alle gestorben sind.

In der alten Stadt Hofuf, etwa 35 Kilometer Südlich von der Baustelle entfernt, siehe nachfolgende Landkarte, habe ich zwischendurch in den Abendstunden im SB Laden meine Lebensmittel für den alltäglichen Bedarf eingekauft, wir fuhren mit mehreren Kollegen um nach dem Einkaufen noch in einem Fastfood Restaurant noch was zu speisen, weil wir an so einem Tag keine Zeit mehr hatten selbst zu kochen. Manchmal trafen wir in dem SB Laden Nomaden mit ihren von Kopf bis Fuß verschleierten Frauen und Kindern, die sich an den vielen für sie unbekannten Produkten vergriffen. Wir mussten immer die Gebetszeiten berücksichtigen, denn die Läden wurden in der Zeit für die Kundschaft geschlossen, ist man dagegen bereits vor dieser Sperrzeit in das Restaurant eingegangen und am Speisen, dann wird nur die Beleuchtung während der Gebetszeit abgeschaltet und kann sitzen bleiben. Man muss bedenken, dass in Saudi Arabien um die 90% der Gesamt Bevölkerung ausschließlich männliche Gastarbeiter sind und des Abends in den Straßen flanieren oder vor den Geschäften sitzen, nur vereinzelt sieht man eine verschleierte Frau mit ihrem Mann.

Bild links zeigt einen zum Tode Verurteilten, der auf offener Straße mit dem Schwert geköpft werden soll, damit auch zufällig vorbeigehende Passanten sie sehen können. Todesstrafe steht unter anderem auf Drogenhandel, Vergewaltigung, Raubüberfall und Hexerei. Bei Mord kann das älteste volljährige Kind des Opfers entscheiden, ob die Familie statt der Hinrichtung ein Blutgeld akzeptiert.

Die Sitten und Gesetzen in Saudi Arabien richten sich nach dem islamischen Glauben, das heißt, wenn jemand was gestohlen hat wird ihm öffentlich die linke Hand ab genommen, hat jemand einen Raubüberfall begangen, dann wird er in der Öffentlichkeit geköpft, was in meiner Zeit einmal geschehen ist. Einmal wurde ein Streit zwischen zwei Gastarbeitern von der Polizei mit Zehn Stockschlägen, auf dem Platz vor unseren Büro Containern wo alle aus den Büros aufgefordert wurden zu erscheinen, öffentlich bestraft. Frauen die in der Öffentlichkeit ihre Beine zeigten, wurden von der Polizei mit einem Stock auf die Beine geschlagen und mussten rasch abziehen. In der Altstadt Hofuf gab es noch alte arabischen Häuser aus dem Mittelalter und den alten Basar, der sehr Eng gebaut war, aber mit Überdachung.

Bild links und oben zeigen den Basar, der sich seit vielen Hunderten Jahren nicht verändert hat.

In diesem Basar habe ich für den Pastor Wiegelmann als Geschenk an seiner Kirche guten Weihrauch gekauft. In unmittelbarer Nähe des Basars war das Juwelierviertel mit einem reichhaltigen Angebot an Goldschmuck in den sauber eingerichteten Geschäften, wo ausschließlich Saudier als Besitzer den Kunden selbst bedienten, was in anderen Läden nicht der Fall war, denn da hatten sie Gastarbeiter, meistens Pakistani, eingestellt und später musste, vom König verordnet, einen Saudi zusätzlich eingestellt werden der nur da saß und sein Gehalt kassierte damit er einen Arbeitsplatz hatte. Eine Proklamation des Königs, über die zukünftige Arbeitspolitik des saudischen Staates in der die Gastarbeiterzahl auf unter fünfzig Prozent abgebaut werden sollte damit alle Saudier einen Arbeitsplatz bekommen würden, hing im Leitstand aus. Es ist wohl so, dass jedem Saudi einen monatlichen Geldbetrag vom Staat zugesprochen war, aber eines Tages in nächster Zukunft damit Rechnen mussten, nur durch Arbeit ihr Geld zu Verdienen, was vielen mehr schlecht als recht ist.

Bild links, ein Juwelierladen voll gepackt mit Gold Schmuck aus Pakistan und Indien oder aus dem Iran und seinem stolzen Besitzer.

Die meisten Saudier (Araber im Allgemeinen) treiben lieber Handel und Wandel, als das sie nach unseren Vorstellungen arbeiten, das heißt, sie sind immer auf Fremden angewiesen, im Gegensatz zu den Persern die wohl arbeiten wollen. Mittlerweile begreifen die meisten Saudier, dass die Amerikaner ihren letzten Tropfen Öl aus dem Boden saugen werden und sie nur einen Bruchteil des hierdurch erwirtschafteten Kapitals bekommen. Aus der Zeit vor 1932, als Saudi Arabien noch zum Türkischen Reich gehörte, stammt noch eine türkische Festung, die außerhalb der Altstadt Hofuf gebaut wurde.

Der Landstrich wo die Stadt Hofuf errichtet wurde ist Reich an Wasserquellen und somit die älteste Stadt in der Region überhaupt, denn die Städte in einem Umkreis von einigen Hunderten Kilometern sind erst während des Ölbooms entstanden. Ein Kollege, Heinz Krieger, und ich hatten verabredet am nächsten Freitag (Saudischer Sonntag), es war in Februar 1996, die Anlage war bereits in Betrieb, um sechs Uhr Frühmorgens am Massiv zu Frühstücken und den Sonnenaufgang zu genießen. Es war in dieser Jahreszeit so Frühmorgens ziemlich kalt, etwa fünfzehn Grad Celsius und doch flogen die Rauchschwalben bereits durch die Lüfte auf Futtersuche. In der Ferne konnten wir das Zementwerk sehen und am Ausstoß des Schornsteins erkennen ob das neue Elektro – Filter einwandfrei wirkte. Weil es Sonntag war konnten wir eine Stunde später als in der Woche unserer Arbeit antreten.

Unser Frühstück am Massiv, sogar mit Tisch damit kein Sand in den Tee kommt. In Hofuf gibt es auch noch eine Molkerei, die von einem Hof mit europäischen Kühen mit Milch beliefert wurde und deren Milchprodukte, in SB Läden Tagtäglich frisch zum Verkauf stehen. Anfangs hatte die Molkerei Absatzschwierigkeiten, weil den Saudiern diese Produkte fremd waren, um dies zu Ändern wurden die Produkte kostenlos angeboten und allmählich kamen die Saudier auf den Geschmack, natürlich auch die Gastarbeiter. An der Straße von Hofuf Richtung Osten bis zum Golf von Bahrain, rechts auf der Landkarte, war die Landschaft an vielen Stellen niedriger als der Meeresspiegel und gefüllt mit Salzwasser, welches durch Verdunstung in Salzflächen verwandelt wurden. An anderen Stellen hatten sich wiederum Sanddünen gebildet die ständig vom Wind zum Wandern gezwungen wurden und dazwischen einige Dromedaren ihr Futter suchten, siehe weiter unten.

Unten mein saudischer Führerschein, links Arabisch und rechts Englisch

Oben Landkarte der Östlichen Region wo die Ölfelder dominierten, die Städte gut ausgebaut sind und die Infrastruktur auf dem höchsten Stand ist. Die Stadt Hofuf verfügte sogar über einen schönen Bahnhof, denn von der Hauptstadt Riad bis nach Damman führte eine Eisenbahn und fuhren regelmäßig Züge. Am 30.09.1995 Nachmittags war ich einer Einladung vom Ägypter, Herr Nagib, zum Tee folgend nachgekommen. Als ich dann zu seinem Hause eintraf führte der Gastherr mich in das Wohnzimmer, wo nur er und sein Sohn mir Gesellschaft leisteten. Seine Frau, die ein Kopftuch trug, brachte den Tee und Plättchen, grüßte mich aus der Entfernung und verschwand wieder. Ich hatte Bilder aus Deutschland dabei, die ich ihm zeigte und er anschliessend seiner Frau in der Küche zum Anschauen gab.

Wir waren an einem Tag (Freitag) zum ersten Mal in östliche Richtung gefahren um nach einer Stelle zu suchen, wo wir vernünftig schwimmen konnten, denn dieser Küstenabschnitt am Golf war ziemlich Flach und Salzig zugleich, so das man Hunderten von Metern im untiefen Wasser laufen musste bevor es endlich tief genug wurde um schwimmen zu können. Andererseits war der Grund im Wasser steinig und mit feinen Korallen übersät, die unsere Füße verletzen konnten, also mussten wir, da keine Taucher Schuhe vorhanden waren, mit billigen Schlappen an den Füßen oder mit viel ach und weh auf nackten Füßen bis zur tieferen Stelle durchringen, aber es wurde kaum tiefer. Bild unten der Golf.

Auf jedem Fall haben wir es versucht aber keinen Spaß gehabt, denn das Wasser war zu Flach und Salzig, haben uns wieder umgezogen und sind der Straße bis zum Ende gefahren, wo wir auf eine alte Ruine stießen, was nachher sich als ein Piratennest Al Ugayr, aus dem Mittelalter, heraus stellte. Mittlerweile war es spät, die Sonne stand bereits tief am Horizont und hatten bis nach Hofuf noch siebzig Kilometer zu fahren. Es war bereits zehn Uhr Spätabends als wir in Hofuf ankamen, sind dann in einem Fastfood Restaurant zum Abendessen gegangen bevor wir auf die Baustelle fuhren.

Eine Moschee an der Promenade des arabischen Golfs nahe der Stadt Al Khobar. Die Moscheen in der Stadt selbst waren nicht Fotogen genug. Diese Moscheen in Saudi Arabien sind nicht mit den kunstvollen Moscheen im Iran zu vergleichen, denn die saudischen Moscheen stehen im Schatten.

Bild links, Badi al-Dossari, der Manager des Sicherheitsdienstes und ich bei seiner Schafherde in der Wüste. Die Herde wird von einem Sudanesen gehütet. Hier zeigt er mir zwei Lämmer die Gestern geboren wurden.

Einige Tage bevor ich die Arbeit auf der Baustelle zu Hofuf abgeschlossen hatte und endgültig zurück nach Deutschland, Ende April 1996, abflog, wurde ich noch von dem Manager des Werkssicherheitsdienstes, Badi Al-Dossari, zu ihm nach Hause eingeladen. Sein Haus war am Stadtrand Hofuf gelegen und wie alle Häuser von einer Mauer umgeben, mit einem blinden Tor als Zugang von der Straße in den Vorgarten des Hauses. Nach dem Eingang, stand ich im Vordergarten und konnte nach links gehend an einem Waschbecken meine Hände waschen und weiter durch war auch eine Toilette. Vor dem Hauseingang habe ich meine Schuhe ausgezogen und betrat den Flur, denn man betritt in Saudi Arabien nie das Haus mit Schuhen und wenn ich Sandalen an gehabt hätte, hätte ich auch noch vorher meine Füße waschen müssen, vom Flur hatte ich Eintritt ins Wohnzimmer, welches mit Teppichen ausgelegt und an drei der vier Wänden, in U – Form, standen Sesseln ohne Armlehnen an einander gereiht, an der vierten Wand stand ein Schrank mit dem Fernseher. Der Gastgeber stellte mir seinen Bruder und Sohn vor, wonach zuerst den arabischen Kaffee serviert wurde, seine beiden Frauen und Töchter bekam ich nicht zu Gesicht. Nach dem Kaffee wurde auf dem Boden zwischen den Sesseln eine Plastikplane ausgelegt, wo Teller zum Essen und Schalen mit verschiedenen Gerichten, wie gebratene Hühnchen, Schaffleisch in Sause, verschiedene Reisgerichte und Salate aufgestellt wurden, also setzten wir uns auf den Boden um zu speisen, für mich gab es noch Besteck, denn die Saudier benutzten ihre Finger die regelmäßig in einer Schale mit Wasser gesäubert wurden und um nicht Ungastfreundlich zu sein habe auch ich mit meinen Fingern gegessen. Nach der Malzeit die sehr gut geschmeckt hatte, wurde als Nachtisch noch mal Kaffee mit Datteln serviert. Nach einer Stunde lud der Gastherr mich ein aufs Land zu Fahren um nach seiner Schafherde zu schauen, was sein ganzer Stolz war. Die Herde fanden wir schließlich weit außerhalb Westlich der Stadt Hofuf in der Wüste wo noch Graspollen und kleine Sträucher im Sand wachsend vorhanden waren, man muss sich dies so vorstellen, als wäre man bei uns an der Nordseeküste in den Dünen. Die Herde wurde von einem sudanesischen Hirte gehütet, Wasser wird mit einem kleinen Tankwagen herbei gefahren und wenn der Regen mal in den Wintermonaten ausblieb mussten die Tiere größere Flächen ab grasen. Der Gastherr erzählte, dass seine Schafe sein Kapital wären und verglich es mit einer Bank, wenn er Geld bräuchte verkaufte er nur ein Paar Schafe und schon hatte er bares Geld, sein Kapital vermehrte sich durch den Nachwuchs der Herde. Allmählich war es spät geworden und stand der Sonnenuntergang bevor, nun wurde es Zeit für das Abendgebet, welches mitten in der Wüste bei der Herde wie seit Jahrhunderten statt fand.

Bild links, auf dem Land bei den Schafen mit dem Gastherrn in der Mitte, mich rechts und dem Hirten links.

Nach dem Abendgebet, wo ich anstandshalber auch in Gedanken versank, nahm ich abschied und fuhr auf die Baustelle zurück. Wir haben überall nach einer geeigneten Stelle zum Schwimmen gesucht, so auch eines Tages in Östlicher Richtung auf dem Wege von der Stadt Abqaiq zum Golf von Bahrain, als dann die Küste noch einige hundert Meter entfernt war und wir bereits das Meer vom Weiten sehen konnten, musste aber noch mit dem Auto eine niedrige Düne mit Sträuchern bewachsen überquert werden. Wir hatten bereits vor mehr als einer Stunde die Befestigte Straße verlassen und fuhren in einer von Beduinen Fahrzeugen gemachten Spur, aus der jetzt mit voller Fahrt quer durch das augenscheinlich gute Gelände die Düne angefahren wurde, wir hatten noch keine zwanzig Meter hinter uns, da tauchte das Auto mit den vorderen Rädern in den Sand und blieb stecken. Der Versuch im Rückwärtsgang aus dem Sand heraus zu Fahren schlug fehl, weil dieses Auto einen Vorderradantrieb hatte, nun war guter Rat teuer. Nicht lange danach sichteten wir einen Saudi mit Allradfahrzeug, den wir herbei riefen um uns aus dem Sand zu ziehen, was uns auch mit Hilfe eines in meinem Auto befindlichen Glasfaserkabels schafften, dies war der Beweis wie stark so ein Kabel ist. Wir haben schließlich das Auto stehen lassen und sind zu Fuß in der glühenden Sonne zum Strand gelaufen. Manchmal fuhren wir in der Woche, wenn wir mal nicht kochen wollten, zum Chinesen in der Stadt Abqaiq, eine typische durch den Ölboom entstandene Stadt wo auch viele Amerikaner stationiert waren, die ihre eigene Geschäfte, Banken, Postämter usw. besaßen. Das Selbstbedienungsgeschäft war so gebaut worden, der Besitzer ist ein Saudi, dass jeder Mann dort einkaufen konnte indem nach außen hin ein Wächter die Schranken zum Parkplatz öffnete und so den Zugang kontrollierte, auch im SB Laden lief ein Wächter mit einem Knüppel bewaffnet durch das Geschäft. Der Chinese konnte nur von den vielen Amerikanern die in dieser Stadt waren existieren, nicht von uns oder dem einzelnen Saudi. Die Innenstadt war schmuddelig, ungemütlich und für uns uninteressant, im Gegensatz zu der Stadt Al Khobar am Golf, wo wir, ich und Manfred Werner von Siemens fast jedem Freitag Nachmittags, es konnten sich auch andere Kollegen anschließen, zuerst im Hotel Meridian einen gepflegten Kaffee mit Kuchen genehmigten, bevor wir gegen sechzehn Uhr, denn erst um die Zeit wurden die Geschäfte Freitags geöffnet, zum Einkaufen fuhren oder das Auto Waschen ließen. In einem gut sortierten Buchladen konnten wir die Zeitschrift der Spiegel und Frankfurter Allgemeine kaufen, alle anstoßenden Bilder waren mit schwarzer Farbe durch die Zensur unkenntlich gemacht. In diesem Buchladen, den wir oft besuchten, lag das Buch mein Kampf auf Arabisch im Regal zum Verkauf, was uns natürlich bestürzte. In der Innenstadt von Al Khobar gibt es natürlich auch viele Einkaufsmöglichkeiten in Kaufhäusern, wo Freitags enorm viele Gastarbeiter umher flanierten als Ausgleich für das Eingesperrt sein in den Arbeitscamps in der Wüste, daher hatten wir, die über mehr Geld verfügten, die Möglichkeit in einem Riesen neuen modernen Einkaufszentrum, wo es nur Luxus Artikel gab, umzusehen. Dieses Einkaufszentrum mit Namen Al Rashid hatte das Aussehen eines Palastes und war im Innern in drei Stockwerken, mit vielen kleinen Geschäften ausgestattet, aufgeteilt, an zentralen Punkten befanden sich Springbrunnen deren Fontänen mit bunt strahlenden Scheinwerfern angestrahlt, nach der Musik von Mozart auf und ab sprudelten.

Bild oben, das Einkaufszentrum Al Rashid zu Al Khobar an einem Freitag Nachmittags vor der Öffnungszeit um sechzehn Uhr, denn der Parkplatz ist noch wie lehrgefegt.

Bild oben, das Einkaufszentrum bei Nacht. Diese Bilder sind in sofern interessant, weil dieses Bauwerk von einem Saudischen Architekt erschaffen wurde und einmalig ist.

Die Geschäfte in diesem Einkaufszentrum sind bis spät in die Nacht geöffnet und werden von den Saudischen Familien gut besucht, auch für Kinder sind Spielplätze mit Gerätschaften vorhanden.
In der dritten Etage ist eine Moschee, wo alle Gläubigen für das letzte Gebet des Abends aufgefordert wurden teilzunehmen, denn auf allen Etagen war die Polizei vertreten und angehalten darauf zu Achten, dass alle Geschäfte schließen und ihre Kunden vor die Tür setzten. In der Gebetszeit waren alle, die nicht mehr in der Moschee passten vor der Moschee versammelt, meistens waren dies nur die Kinder und Frauen. Neben der Moschee befand sich ein Chinesisches Restaurant, wo wir ab und zu zum Abendessen einfanden und dafür sorgten vor der Gebetszeit bereits im Restaurant zu sein, welches kurz vor der Gebetszeit die Übergardinen vor die Fenster schob und wir weiter speisen konnten. Weiterhin waren in der obersten Etage fast food Restaurants, eines dieser Restaurants wurde von einem Saudi der in Frankfurt/M die Kochkunst gelernt hatte geleitet.

Bild links, ein Einblick im Inneren des Einkaufszentrums und Saudier in ihrer typischen Kleidertracht. Der Flur penibel sauber gehalten, natürlich von Gastarbeitern mit einer Kehrmaschine deutschen Fabrikats.

In diesem Einkaufszentrum habe ich auch einige Schmuckstücke für meine Frau, goldenen Kugelschreiber und Bleistift für den Sohn, sowie Sicherheitsschuhe für mich und andere Gegenstände gekauft. Meistens war es kurz vor Sonnenuntergang, wenn wir bedingt durch die Arbeit, zum Einkaufen in die Stadt fahren konnten und während dieser Fahrt beobachtete ich, wie Saudier die sich auf der Fahrt zu irgend einer Stadt befanden, an den Straßenrand fuhren, ausstiegen, sich etwas vom Straßenrand entfernten und im Sand aufmachten zum Gebet.

Der Freizeitwert in Saudi Arabien war nicht besonders groß und die Zeit hierfür war mit dem kurzen Fertigstellungstermin des Werkes begrenzt auf wenigen halben Tagen im Monat. Im Vertrag mit dem Saudischen Kunden stand, dass die Gesamte Technik aus der Produktion Westeuropäischer, Nordamerikanischer oder Japanischer Firmen sein sollten, was die Garantieleistung der Firma KHD Humboldt Wedag AG erschwerte, denn Beispielsweise geriet ein Kugellager eines von Siemens gelieferten Ventilators defekt, wo, bei der Demontage des Ventilators, der Kunde war allgegenwärtig, das Kugellager als Lieferung einer ungarischen Firma entpuppte und der Kunde Beschwerde einlegte. Einige Wochen bevor ich endgültig meine Arbeit auf der Baustelle beendet hatte und mich verabschiedete, lud ich die besten Monteure der Mannschaft die mir bei der Montage geholfen hatten des Abends zu einem Festessen ein und sie werden diese Zeit niemals vergessen. Ich habe trotz den vielen Arbeitsstunden, mindestens zehn pro Tag, nicht unter der Hitze, im Sommer bis 50° C, noch unter dem Staub gelitten und bin gesund geblieben. Man kann nur durch eine gute disziplinierte Lebensweise, indem man selber vitaminreiche Lebensmittel kocht, nicht raucht und keine alkoholischen Getränke konsumiert, gesund bleiben. Obwohl der Alkohol in Saudi Arabien verboten war, gab es immer welche die selber Bier oder Wein machten. Der Wein wurde aus Traubensaft, welcher man Literweise in den SB Läden kaufen konnte, mit Hefe angesetzt und über einige Wochen gegärt, hergestellt. Das Bier war alkoholfrei in den SB Läden erhältlich und wurde ebenfalls mit Hefe angesetzt um nach einigen Wochen ein alkoholisches Getränk zu bekommen. Beide Getränke, ich habe sie gekostet, hatten einen schlechten Geschmack. Wie bereits erwähnt, hatte der überwiegende Teil der Kollegen selber gekocht und öfter zusammen des Abends Reibekuchen oder Pfannkuchen gebacken. Einen Fernseher hatte ich nicht, wohl aber ein Telefon und konnte somit nach Hause anrufen, später habe ich mir eine Rundfunk- CD Spielereinheit gekauft um wenigstens die Deutsche Welle und Musik hören zu können. Auf dieser Baustelle gab es einen Unfall mit tödlichem Ausgang von einem deutschen Bauingenieur, der auf einer Bühne in der Dunkelheit in ein Loch getreten war und mit seinem Rücken auf einen Stahlträger gestürzt ist. Es gab natürlich unter den europäischen Kollegen auch Reibereien, denn rein technisch gesehen wurde auch einiges nicht richtig gemacht oder die Nerven drehten durch, so entstanden heftige Wortwechsel die dann später wieder beigelegt wurden. Einige jüngeren Kollegen die noch nie im Ausland auf einer Baustelle gewesen waren und dauernd unter Druck standen mit der Terminarbeit oder gerade geheiratet hatten, drehten nach einigen Wochen durch und mussten nach Hause. Manchmal kam irgend ein Neurotiker auf die Baustelle und wollte die Arbeit auf seiner Weise voran treiben und zwar so, wie er es in Deutschland gewohnt ist, wobei er dann sehr schnell erfahren musste, dass er fehl am Platze war, denn hier lief die Uhr anders mit den vielen Asiaten, er war unerträglich für seine Kollegen und wurde nicht mehr beachtet. Er ist dann mit einem philippinischen Vormann in Konflikt geraten und wurde von ihm als "kleiner Hitler" betitelt. Die deutsche Baufirma hatte auch viele Engländer und Australier eingestellt mit den man gut auskommen konnte. Merkwürdig war auch ein Deutscher, der bevor er Heim flog, anstatt für seine Frau ein Geschenk zu kaufen, Fladenbrote mit nach Hause nahm, die natürlich bei der Ankunft in Deutschland längst alt, hart und ungenießbar waren.

Es waren natürlich auch Kollegen, hierzu rechne ich auch die Engländer und Australier, die Abends ihr Pensum selbstgemachten Wein oder Bier tranken und am nächsten Tag während der Arbeit noch benommen waren.

Bild links, zeigt einen Abwassergraben der Stadt Hofuf, der in Östlicher Richtung zum Golf verläuft. Das Wasser versickert nach einigen Kilometern in den Sand wo der Salzgehalt so hoch ist, dass an der Stelle kaum was Wuchs. Das Abwasser ist wie man sieht nicht verseucht, denn es gibt in der Umgebung keine Industrie. Das Zementwerk hat seine eigene Kläranlage. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass auch in Saudi Arabien auf der Straße Bettler um Almosen betteln, es sind vor allem verstoßene Frauen mit ihren Kindern. Man kann, weil die Frauen von Kopf bis Fuß schwarz bekleidet und hierdurch nicht zu erkennen sind ob sie jung oder alt waren, nicht fragen warum sie gezwungen wurden zu betteln denn es ist verboten sich mit den zu unterhalten.

Weil die Gastarbeiter ohne ihre Familie in einer Männergesellschaft im Camp mitten in der Wüste lebten und in ihrer Freizeit nicht wussten wohin, sind sie mit Bussen an den wenigen freien Tagen in die Stadt gefahren worden, wo sie sich massenweise Musikkassetten mit Musik aus der Heimat kauften, auch ich habe mir etliche CD´s gekauft, auch arabische Musik, um des Abends nach der Arbeit bei Musik zu entspannen.

Jedes Jahr können viele Pilger aus allen Ländern der Welt für eine bestimmte Zeit nach Makkah und Medinah reisen um das große Fest ( Ramadan ) der Geburt des Propheten Mohammed zu feiern und anschließend am Kiblah ( Hajj ) zu beten, ihre Aufenthaltsgenehmigung ist diesbezüglich nur auf einigen Tagen begrenzt, danach mussten sie wieder aus dem Land sein. Viele, einige Tausenden, versuchten doch noch länger zu bleiben um Arbeit zu bekommen und geraten in die Versenkung in den Händen vieler obszönen Firmen, die solchen Leute ausnutzen und als Billigarbeitskräfte an große renommierten Firmen für teures Geld vermieten. Um diese illegale Gastarbeiter aufzuspüren, hat die saudische Polizei überall im Lande an wichtigen Straßenknotenpunkten von Zeit zu Zeit Kontrollstellen errichtet, die vor allem spät Nachmittags wenn die Arbeiter zu ihren Camps gefahren werden, besetzt waren und in der Dunkelheit mit großen Scheinwerfern in jedes vorbeifahrende Auto strahlen, so dass es einem blendet. Offensichtlich kennt die Polizei sich in dieser Beziehung aus, denn uns ließen sie weiter fahren. Ich bekam in August 1995 eine Einladung von der Deutschen Botschaft um mit andern eingeladenen Gästen den Tag der Deutschen Einheit gebührend zu feiern.

An dem bewussten Tag, fuhren wir, es wurden nur die Deutschen eingeladen die in Riad bei der Botschaft gemeldet waren, mit gemischten Gefühlen von der Baustelle nach Dhahran zum Hotel International, welches direkt am Flughafen stand. Die Zahl der Eingeladenen war nicht groß, denn nach der Ankunft wurden wir von der Halle des Hotels zum Privat Haus des Hoteldirektors, am Hotel gebaut, verwiesen, wo wir herzlich empfangen und durch den Flur beziehungsweise das Wohnzimmer in den großen Garten geführt wurden. Im Garten waren zahlreiche Tische, mit herrlichen Gerichten und einem Fass Löwenbräu direkt aus Deutschland eingeflogen, aufgestellt. Nach dem offiziellen Teil, bestehend aus Ansprachen von einigen Herren, konnten wir uns an die Tischen und das frische Bier vom Fass begeben. Es war gerade genug Bier für alle da, um nicht betrunken zu werden, denn ich musste noch zurück auf die Baustelle fahren, man sagte mir zwar, es kann nicht passieren, dass die Polizei dich wegen Trunkenheit am Steuer verhaften kann, so was ist in Saudi Arabien nicht möglich, denn hier ist Alkohol grundsätzlich verboten also gibt es auch keine Betrunkenen.
In Al Khobar in der Tamimi Art Gallery konnte ich zwei Gemälden von einem Koreanischen Kunstmaler, Kim Sun Soek, erwerben, die Motiven sind eine arabische Geschäftsstraße mit Kaufständen und eine arabische Frau, wo nur die Augen zu sehen sind, bei einem Zelt, am Lagerfeuer, ruhenden Dromedaren und Mondschein in der Wüste.

Meine Arbeitserlaubnis für die Region Hofuf.

Auf dem „Thanks giving day“, im Wesen eine amerikanische Feier, konnte man im Hotel Meridian zu Al Khobar beobachten wie viele saudischen Familien mit Kindern dort die nach amerikanischer Gewohnheit diesen Tag weil es nicht gegen die Gesetze deren Religion verstößt gebührend feierten. Die Feier fand abseits in einem großen Nebenraum des Hotels statt wo den Kindern einiges an Spielen geboten wurden. Am 30 April 1996, nach Beendigung meiner Arbeit, wurde ich von einem Saudi in seiner typischen Kleidertracht frühmorgens mit einem Mercedes SL 600 über Al Khobar und King Fahd causeway (Damm) im Golf von Bahrain, wo beidseitig das weite Meer zu sehen war, zum Flughafen auf der Insel Al Bahrain gefahren. Kurz vor elf Uhr am gleichen Tag, konnte meine Frau mich in Frankfurt/M am Flughafen abholen und am nächsten Tag mit der Familie den ersten Mai feiern.