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Biography von Frederik Luitwieler
Biography von Frederik Luitwieler «Leben unter und arbeiten mit den Tuaregs.»

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Nach einer ausgiebigen Silvester – Party im Hotel Linden zu Rengsdorf Westerwald im Schneereichen Winter und den Karnevalstagen, musste ich in März 1973 für meine Firma nach Al Aaiún, damals noch spanische Sahara, ein Ort südlich von Marokko und bewohnt von den Tuaregs (blaue Männern), die in der Sahara seit Jahrtausenden umher zogen. In der Zeit regierte General Franco noch in Spanien und weil es dort reiche Phosphat Vorkommen gab, hatte die spanische Regierung ein Kontingent Soldaten stationiert um den Abbau des Phosphates gegen Angriffe der Polisario zu Schützen. Ich habe also meine Frau und meinen Sohn, damals drei Jahre Alt, impfen lassen und mit nach Al Aaiún auf die Baustelle genommen. Unsere Reise führte von Köln nach Madrid, wo wir freundlich von der Vertretung der Firma Cent Union, eine Schwester Firma der KHD AG Gruppe, empfangen wurden und in einem guten Hotel für zwei Übernachtungen unterkamen, da ich noch einiges im Büro der Vertretung zu klären und vorzubereiten hatte.

Ankunft in Madrid, mein Sohn im rechten Bild über mir auf der Treppe und meine Frau links im Bild. Man hatte uns des Abends, der Abend fängt in Spanien immer erst um einundzwanzig Uhr an, im Restaurant des Hotels bewirtet. Am nächsten Tag, nach den Besprechungen, wurden wir von einem Angestellten der Firma durch Madrid geführt, der uns sämtliche Sehenswürdigkeiten in der Stadt zeigte. Meine Firma hatte alle notwendigen Papiere, wie Visa und Flugscheine, besorgt und es stand der Weiterreise nichts mehr im Wege.

Bild rechts, Palacio de Comunicaciones zu Madrid, ein Bauwerk aus dem Mittelalter. Da man mich erst am Montag auf der Baustelle erwartete, hatte die Firma in Madrid für uns auf Las Palmas für das Wochenende ein Doppelzimmer im fünf Sternen Hotel Cristina, das teuerste Hotel im Ort, reserviert und bezahlt. Ich war verwundert über soviel entgegenkommen und Service, offensichtlich wollte man uns, bevor wir in der Sahara auf der Baustelle die Entbehrungen durchmachen mussten, noch das Leben versüßen. Es war für die Firma sehr wichtig, dass das Labor einwandfrei arbeitete um bei der Abnahme der Phosphat Aufbereitungsanlage die Qualität des Produktes nachzuweisen. Wir haben dann auch, wie links auf dem Bild erkennbar, dieses lange Wochenende voll ausgekostet, auch im Hotel des Abends an der Bar, nachdem wir den Sohn zu Bett gebracht hatten. Wir sind noch mit einem Taxi außerhalb der Stadt Las Palmas gefahren und haben uns die Landschaft zeigen lassen.

Wie wir feststellten bestand die Insel Gran Canaria aus einem Vulkan der erloschen ist und der Sand auf dieser Insel war im Laufe der Zeit von der Sahara durch Stürme herüber geweht. Rechts auf dem Bild, der Kraterdes Vulkans auf Spanisch,la Caldera de Bandama. Unten im Krater sammelt sich im Laufe der Nacht das Kondenswasser, welches aus der am Tage vom Meer herüber wehenden feuchten Luft stammt und so die Pflanzen bewässert.

Am Montag den zwölften März 1973 flogen wir mit einem Fokker Friendship nach Al Aaiún, als das Flugzeug kurz vor der Küste der Sahara näherte fing es an unruhig zu fliegen, dies wurde von Luftturbulenzen verursacht, die durch große Temperaturunterschiede der Luft zwischen dem Meer und dem Land entstanden. Kurz bevor wir nach Al Aaiún einflogen, sah ich unter mir im Sand der Straße entlang helle Sonnenlichtreflexionen, später habe ich erfahren, dass dies von den vielen leeren Flaschen die am Straßenrand entsorgt, verursacht wurde. Die Flaschen waren den regelmäßigen Sandstürmen ausgesetzt und wurden hierdurch mit der Zeit vom Sand zerstört, so auch das Glas der Autoscheinwerfer.

In Al Aaiún gelandet, wurden wir direkt vom Flughafen zu unserer Unterkunft gefahren, an Flats vorüber und dachten so schlecht sehen die Häuser nicht aus aber dann wurde die Gegend immer primitiver und fuhren schließlich am Stadtrand über unbefestigte Straßen ohne Beleuchtung, an Häusern vorüber wovon die Wände nicht mehr gerade hochgezogen und mit weißem Kalk angestrichen waren, dann hielten wir an einem solchen Haus. Durch eine schlichte Außentür gelangte man in den Flur, wo direkt links die Tür zu unserem Wohnraum befand. Der Raum war gleichzeitig Schlaf-, Eß-, Wohn- und Kochgelegenheit, mit einer Gesamtfläche von etwa 15 qm. Im Flur nach oben schauend, konnte man den blauen Himmel sehen, von hier über eine ungerade steinerne Treppe gelangte man in die Etage über unserem Wohnraum, gegenüber diesem Raum, man stand bereits auf dem Dach, befand sich ein Dusch- und Waschraum mit einem Wasserbehälter oben drauf, welches am Wassernetz der Stadt vom Militär verwaltet nach Lust und Launen, wenn das Militär seinen Wasserbedarf gedeckt hatte und noch was übrig war, nachgefüllt wurde. Mit dem Wasser musste sparsam verfahren werden und weil der Wasserbehälter auf dem Dach am Tage in der sengenden Sonne stand, hatten wir immer warmes Wasser zur Verfügung.

Eine Straße weiter wohnte ein Hippie Pärchen, er war für meine Firma auch nur für diese Baustelle arrangiert, welches uns zum Tee eingeladen hatte und als wir dann so da saßen, war ich unangenehm überrascht, weil sie die noch nicht sauberen Tassen im Klo spülte und uns einschenkte, wir haben mit einer Ausrede den Tee nicht getrunken.

Geografische Karte von Nord-West Afrika

Bild unten zeigt die Flats und rechts im Vordergrund das Hotel El Parador, rechts über dem Hotel, der weiße Fleck, unsere Wohngegend. In diesem Hotel konnte man, da es für Durchreisende war, nur für maximal drei Übernachtungen unterkommen. Dieses Hotel war von Innen kühl und sehr sauber, die Tische waren mit Sorgfalt gedeckt und das Essen war ausgezeichnet. Wir haben uns in Sitzräumen auf Sofas sitzend des öfteren stundenlang beim Teetrinken aufgehalten. Direkt uns gegenüber wohnte eine Tuareg Familie, die Sesshaft geworden war, für die waren wir etwas außergewöhnliches und sie starrten uns immer neugierig an, verstehen konnten wir sie nicht da sie arabisch sprachen. Die Häuser waren alle aneinander gebaut, denn an der Rückseite direkt angrenzend an unserem Wohnraum wohnten auch Tuaregs, diese hatten ihre Ziegen im Hause und wir konnten sie nachts hören, denn unser Bett stand an dieser Wand aufgestellt.

Hotel El Parador in Al Aaiún.

Des Nachts bei Vollmond, wurde man von einem Esel der lautstark iah-, iah- rief aufgeschreckt. Der Wohnraum hatte nur ein kleines Fenster an der Straße und war, wie sich kurzer Zeit später heraus stellte, alles andere als sauber, denn als meine Frau den Kühlschrank vor schob wirbelten viele Küchenschaben durch die Gegend und damit hatte sie ein ganzes Nest frei gelegt. Darauf hin hatte meine Frau einen Eimer mit dem spärlich vorhandenen Wasser gefüllt und über den Boden ausgeschüttet und den ganzen Dreck durch die Außentür auf die Straße gekehrt, während dessen schauten und lachten die Tuaregfrauen ihr zu, denn so etwas hatten sie noch nie gesehen. Bild unten zeigt einen Tuareg auf einem Dromedar in der Wüste. Trinkwasser gab es nur in Flaschen, die mit dem Schiff von den Kanarischen Inseln hierher geliefert wurden. Dieses Schiff ging bei Fosbucraa am Atlantik auf Rede vor Anker und mit Amphibie Fahrzeugen aus dem zweiten Weltkrieg wurden die Produkte an Land gefahren, dies konnte nur beim ruhigen Seegang geschehen, was selten der Fall war.

Die Ladung wurde anschließend von den Amphibie Fahrzeugen auf normale LKWs umgeladen und in die 75 km entfernte Stadt Al Aaiún gefahren, die Straße zu der Stadt wurde mit Schaufelbaggern vom Sand frei gehalten, denn Sandverwehungen waren die Regel. Da unser Sohn erst drei Jahre war, waren wir auf die Lieferung frischer Lebensmittel angewiesen. Meine Frau ist dann mit dem Sohn in der glühenden Hitze in die Stadt gegangen und konnte in einem sich dort befindlichen Park auf einer Bank unter einer Palme verweilen, bevor sie sich mit den Lebensmitteln wieder auf dem Heimweg machte. An so einem Tag bekam meine Frau einen Schwächeanfall und wurde von einem Tuareg zum Arzt gebracht, damit sie sich erholen konnte sind wir am nächsten langen Wochenende nach Las Palmas geflogen und haben uns zuerst den halben Tag in die Badewanne gelegt um zu weichen, anschließend im Restaurant ausgiebig essen gegangen, wobei wir von magern schwedischen Urlaubern bestaunt wurden. Rechts im Bild unten Hotel, vier Sterne Hotel Concorde, wo wir in regelmäßigen Zeitabschnitten zum Erholen einkehrten.


Bild links ein Tuareg auf einem Dromedar, im Jahre 1973.

Viele Lebensmittel, Obst und Gemüse, wurden von Marokko mit LKWs nach Al Aaiún transportiert, was sich durch die vielen Soldaten lohnte. Meine Firma hatte für das Haus, wo wir wohnten eine Putzfrau eingestellt, sie war eine spanische Frau aus Teneriffe und hatte mit meiner Frau ein freundschaftliches Verhältnis, später als wir dann endgültig nach Hause flogen haben wir ihr unsere Apotheke überlassen. Am Stadtrand an einer tieferen Stelle, denn die Stadt war an einem trockenen Flussbett (Wadi) entstanden, hatte sich mit der Zeit durch die Abwässer aus der Stadt ein Sumpf gebildet. Das Wasser versickerte in den Sand und es entstand ein Biotop, eine Fläche, wo Pflanzen wuchsen, viele Insekten sich wohl fühlten und obendrein auch noch schrecklich stank, wenn man der Stelle näherte.


Bild rechts unser Hotel auf Las Palmas, im Jahre 1973.

Bild links, zeigt rechts oben den Sumpf entstanden durch die Abwässer aus der Stadt und Sanddünen, die sich im trockenen Flussbett gebildet haben. Im Vordergrund durchgesickertes Wasser. Das Dromedar im Vordergrund ist ein wildes Exemplar, welches trotzdem Eigentum eines Tuaregs ist.

Des Abends kurz vor Sonnenuntergang sind wir oft zum Gouverneursgebäude spaziert und haben uns, wie viele Schaulustige, vor dem Gebäude des Gouverneurs aufgestellt, denn hier wurde jedem Tag die Fahne von einem Bataillon Soldaten eingeholt. Das Bataillon kam mit viel Bravour begleitet von Musik und einem Bock als Maskottchen von der Kaserne zum Gouverneursgebäude marschiert. Da ich viel mit dem spanischen Laborpersonal zu tun hatte wurden wir oft von den zum Besuch eingeladen, die Spanier wohnten alle in den Flats am Zentrum der Stadt und hatten alle Bequemlichkeiten die sie nur wünschten, sie mussten auch länger in der Sahara bleiben als wir. An einem Tag wurden wir von einigen spanischen Familien zum Picknicken in der Wüste eingeladen, diese Familien hatten auch kleine Kinder die mit fuhren und als wir dann an einer geeigneten Stelle es uns bequem gemacht hatten, mit Sperrholz von Kisten die als Verpackung der Maschinen gedient, ein Grillfeuer gezündet hatten und die mitgebrachten Hähnchen auf dem Grill lagen, wurde ich plötzlich von streitenden Frauen aufgeschreckt, die sich wegen den Kindern in der Wolle hatten und wie es so bei den hitzköpfigen Spaniern ist wurde der Streit schnell beigelegt und konnte der Picknick zu einem gemütlichen Ende geführt werden. Meine Frau hatte durch den Umgang mit der spanischen Putzfrau bereits das Nötige der spanischen Sprache gelernt und konnte sich ziemlich gut verständigen. Als ich eines Tages von der Baustelle nach Hause kam, erzählte meine Frau, dass die Tuareg Familie auf der Straße vor unserem Haus im Sand einen Dromedar geschlachtet hatten, solche Handlungen bewirkten, dass viele Mücken heran geflogen kamen, Gott sei Dank war es trocken und heiß, so dass in kürzester Zeit aller Dreck zersetzte, selbst die Ziegen haben durch das Fressen in den in der Nähe gebildeten Müllhaufen der Umwelt gedient. Ich wollte an einem Wochenende mal eine richtige Fahrt in die Wüste machen, musste jedoch auf die Launen des Wetters achten, denn mindestens einmal in den zwei Wochen gab es einen Sirocco (Wüstensturm), wenn der Sturm wütete konnten wir wegen des feinen rotbraunen Staubes nichts sehen, es ist so vorzustellen als wäre man bei uns in einem heftigen Schneesturm, dabei ist es noch heiß und Stickig zu gleich und unmöglich längerer Zeit ungeschützt zu sein, dazu kam noch, dass es keine Klimaanlage im Hause gab. Nach dem Sturm, der normaler Weise einige Stunden heftig wütete, hatten wir den feinen rotbraunen Staub überall in unserem Haus Zentimeter dick liegen, selbst im Bett und konnten zuerst alles sauber machen, bevor wir zum Alltag zurück fanden. Der Sturm beginnt immer am Tage und der Wind kommt aus Süd Südöstlicher Richtung, normaler Weise war ich immer in der Zeit auf der Baustelle und wenn ich dann nach Feierabend nach Hause kam hatte meine Frau bereits das Haus wieder sauber gefegt, jedoch war auf der Baustelle auch einiges vom Sand zu reinigen. Ich hatte einen kleinen PKW zur Verfügung, Marke Fiat Zweitakter, womit ich zur Baustelle fuhr und mehr war nicht drin, da ich gut mit dem Inbetriebnahmeleiter auskam überließ er mir den Land Roover um die Wüstenfahrt zu unternehmen, der Wagen besaß ein Doppeldach, welches während der Fahrt eine kühlende Wirkung hatte.

Bild links, zeigt die Oase Saquia el Hamra im weiten trocknen Flussbett. Wie man mir erzählte, hatte es bereits seit sieben Jahren nicht mehr geregnet und trotzdem kam Wasser aus dem Boden.

Dann war es endlich so weit, dass wir die Fahrt antreten konnten, haben genügend Trinkwasser und Proviant geladen sowie dem Kraftstofftank mit Dieselkraftstoff vollgetankt um die Strecke die wir in einem Tag fahren wollten bequem zu schaffen. Im Auto waren nur meine Frau, mein Sohn, der Inbetriebnahmeleiter, er war 65 Jahre alt und ich am Steuer, wir wollten gegen Mittag an einer Oase sein um dort Mittag zu machen und als wir dann plötzlich da waren, war ich angenehm überrascht wie schön die Vegetation bestehend aus Palmen und Sträuchern dort gedieh, es flogen einige Wildtauben umher, die wie wir sehen konnten von Tuareg Kindern gefangen wurden, deren Eltern ein Zelt aufgestellt hatten. Die Tuaregmänner waren bewaffnet und es war gut, dass wir keine Spanier waren, denn dann hätten wir bestimmt Schwierigkeiten bekommen. In einem Gespräch mit den erfuhren wir, dass sie es nicht zuließen von den Marokkanern beherrscht zu werden, denn es ist ihr Land, gesprochen wurde arabisch, untermauert mit Gebärdensprache. Die Frauen waren nicht verschleiert und man lud uns zum Tee trinken und Datteln essen ein. Da die Oase viel sauberes Wasser führte, welches nicht stand, sondern etwas weiter entfernt wieder in den Sand versickerte, war das Geschirr der Tuaregs sauber gespült. Leider hatte ich keinen Film mehr in meiner Kamera, womit ich das idyllische Schauspiel festhalten konnte. Nach einigen Stunden haben wir uns verabschiedet um rechtzeitig vor Sonnenuntergang wieder zurück zu sein, während der Fahrt sind wir keinem Menschen begegnet. Wir konnten den Sonnenuntergang jedem Tag bewundern, denn die Sonne färbte sich, wegen des Staubes kurz vorm Verschwinden, feuerrot. Die Baustelle, mit Namen Fosbucraa, welche direkt am Atlantik war, bestand aus vier Anlagen, die folgendermaßen zu beschreiben waren. Zuerst wurde das Kraftwerk erstellt, welches für den vorläufigen Betrieb mit drei MAN Diesel und Siemens Aggregaten ausgestattet waren, bis die Gasturbinen, die viel ruhiger laufen, den Dieselbetrieb übernahm. Das Phosphat wurde aus dem Landesinnern mit einem Transportband, nach dem es vorher vom Brecher zerkleinert worden ist, zu einem Mischbettlager in der Nähe der Aufbereitungsanlage von Humboldt Wedag transportiert. Dieses Transportband wurde von der Firma Krupp gebaut und bestand aus zehn Strecken von jeweils zehn Kilometer Länge, jede Strecke hatte eine eigene Antriebs- und Übergabestation, die alle in der Geschwindigkeit aufeinander, durch eine Regelung der Antriebsmotoren, eingestellt waren. Beim Bruch eines Bandes in der Strecke, wurden die Bänder vor dem gebrochenen Band sofort angehalten, die Bänder danach liefen weiter bis sie leer waren um dann abzuschalten. Jedem Morgen Punkt acht Uhr, wenn ich ahnungslos an meiner Röntgenfluoreszenzanlage stand und die Analysen durchführte, gab es beim Hochfahren der Transportbänder enorme Spannungseinbrüche des Stromversorgungsnetzes, die in einem gewissen Bereich vom Spannungskonstanthalter der Röntgenfluoreszenzanlage ausgeglichen werden konnten, später mit dem Betrieb der Gasturbinen am Stromnetz waren die Schwankungen ausgeschlossen, versicherte man mir.

Bild links aus dem Jahre 1973, Phosphat Aufbereitungsanlage und Bild rechts aus dem Jahre 1973, Transportband.

Die Phosphat Aufbereitungsanlage hatte, wie der Name bereits andeutet, die Aufgabe in der Endstufe mittels Zentrifugen das Phosphat im Rohmaterial vom unreinen Material zu trennen und zu Mehl in einer bestimmten Feinheit aufzubereiten. Dieses Mehl wurde in Silos gelagert und von dort mit einem Luftstrom, erzeugt von Riesen Ventilatoren, je nach bedarf durch ein Rohrsystem zur Verladerampe am Meer in den Schiffsraum gefördert. Auch auf dieser Baustelle wie auf jeder, war ein schwerer Unfall zu verzeichnen und zwar, sind einige E-Schrank Türe die ausgehängt und nur angelehnt an den Schränken standen, durch einen Sturm in die unter Strom stehenden elektrischen Schaltungen gefallen und haben durch den entstehenden Kurzschluss einen Brand mit verheerenden Folgen ausgelöst. Die Schränke stehen auf der nach allen Seiten offen gehaltenen Bühnen, da es eigentlich nie regnet, hatte man nur auf der obersten Bühne ein Dach gebaut und so konnte man zur Kühlung der Schaltschränke auf eine Klimaanlage verzichten. Nur der Raum wo die Röntgenfluoreszenzanlage stand war mit einer Klimaanlage ausgestattet, da sonst durch Temperaturschwankungen die Analysen beeinflusst wurden. Ebenfalls hatte ein Elektriker unter Strom eine Messersicherung gezogen ist seitlich an die Stromschiene gestoßen, hatte hiermit eine Stichflamme erzeugt und sein ganzes Gesicht verbrannt, ohne vorher die Stromversorgung für den Schrank zentral abzuschalten. Im Labor war auch ein Tuareg als Chemiker angestellt, studiert hatte er in Marokko, mit ihm hatte ich zu tun, weil er für die Zukunft mit der Röntgenfluoreszenzanlage arbeiten musste, als ich dann eines Tages nach Feierabend auf dem Wege kurz vorm Betriebstor fuhr, sah ich einen Mann als Tuareg gekleidet mit verhüllter Kopfbedeckung auch in meine Richtung gehen, hielt an und fragte ihn ob er mitfahren wolle, nachdem er eingestiegen war erkannte ich ihn erst als der Laborant. Er erzählte mir, er musste für seine Eltern und Geschwister aufkommen und könne noch nicht heiraten, weil das Geld was er verdiente noch nicht reichte. Sein Elternhaus war nicht weit von meinem Haus entfernt und ebenfalls so gebaut.

Auf dem Bild, unten links, die typischen Häuser in den die sesshaften Tuareg Familien wohnten und wir natürlich auch. Für meine Frau war die enge primitive Behausung nicht immer leicht zu verkraften.

Baustellenbericht, damit ich für den nächsten Auftrag eingesetzt werden kann.

Die deutschen Kollegen mit ihren Familien und wir sind öfter am Wo-chenende auch mal von unserem Domizil zum Strand an der Baustelle, um im Atlantik zu Schwimmen, gefahren. Kaum waren wir im Wasser da tauchten die ersten Tuareg Familien auf, die Kinder und deren Mütter haben uns aus einiger Entfernung im Sand auf dem Strand sitzend beobachtet, sind aber nicht ins Wasser gegangen. Die Kollegen hatten uns auch mal des Abends spät, ohne Sohn natürlich denn er war bereits im Bett, mit in einen obskuren Nachtlokal genommen, wo auf dem angestammten Lehmboden Küchenschaben flitzten und wir auf der derzeitigen Tanzmusik tanzen konnten sowie Striptease gezeigt wurde. In diesem Lokal konnten wir frisch gekochte Langusten essen und zum Trinken gab es vielerlei alkoholische Getränke. Dieses Lokal gab es ein Jahr später, als ich zum zweiten Mal in 1974 nach El Aaiun kam, nicht mehr. Auch auf dieser Baustelle bekamen wir Japaner zu Besuch, die fleißig überall fotografierten und notierten was sie nur konnten, denn sie waren immer noch bestrebt Technik zu kopieren sowie überall ihre Waren hin zu Exportieren und nach außen hin abzuschirmen um ihre nationalen Interessen Vorrang zu verleihen, also war ich sehr darauf bedacht nicht zu viel zu zeigen oder zu erzählen. Die Japaner waren nämlich mit dem Verkauf von Industrieanlagen zu der Zeit auf dem Vormarsch die Europäer zu schlagen, was wir in den 80er Jahren mit der schlechten Auftragslage zu spüren bekamen. Erst in den 90er Jahren wusste die Industrie in der Welt, was die Europäische Industrie leistete und bekamen wir wieder die Aufträge. An einem Morgen Anfang Mai als ich auf die Baustelle kam, wurde ich überrascht von den vielen Tausenden Rauchschwalben die vergebens versuchten etwas essbares zu ergattern, sie saßen überall in der Anlage und Hunderte fielen sterbend in den Sand, wir konnten leider nicht helfen da sie bekanntlich nur Insekten in der Luft zum Fressen fingen. Die Schwalben waren auf der Durchreise nach Europa wegen des kräftigen Nord Windes erschöpft zurück geblieben, am nächsten Tag waren nur noch die schwächeren zurückgeblieben um zu sterben. Ein zweites Naturereignis geschah ebenfalls auf der Baustelle an einem Morgen, es hatten sich Tausenden Schmetterlingen vermischt mit Grashüpfern eingefunden, die ebenfalls dort nichts zum Essen fanden aber instinktiv wegen den Gebäuden hier aufhielten, aber nach einigen Tagen alle nach und nach starben.

Bild rechts, eine Mutter Dromedar mit Nachwuchs, diese Tiere trifft man hier in der Westsahara oft in der freien Wildbahn, gehören trotzdem einer Tuareg Familie und werden von Zeit zur Zeit gefangen. Die Tiere sind Fremden gegenüber sehr misstrauisch und wenn man sie nähert, laufen sie davon. Die Beduinen sagen: Allah hat hundert Namen, doch der Mensch kennt nur neunundneunzig und fügt hinzu, den hundertsten kennt allein das Kamel. Die Tiere sind ganz auf karges Gestrüpp, Dornensträucher, trockene Kräuter und Kakteen angewiesen.

Am achten Juni 1973 sind wir mit einem Flugzeug über Marrakech und Paris nach Köln Heim geflogen. Der Grund meiner Abreise ist in einer Hausmitteilung nach zu lesen. In Oktober 1974 musste ich noch mal für einige Tage nach Fosbucraa, zur Regelung des Umzugs des automatischen Labors vom Betriebsgebäude in das Laborgebäude und wurde mit den mittlerweile politischen Veränderungen in der spanischen Sahara konfrontiert, denn überall auf dem Gelände stand Artillerie aufgestellt und in der Stadt ebenfalls. Ich stand also abermals an einer Stelle in der Welt, wo der Krieg tobte oder anfing, jetzt ging es darum ob die Westsahara unabhängig blieb, in den Händen der Polisario oder zwischen Marokko und Mauretanien aufgeteilt werden sollte, letztendlich hat Marokko, der stärkere, die Westsahara in 1975 vereinnahmt, nach dem die Spanier sich zurückgezogen hatten. Am letzten Tag vor der endgültigen Abreise, konnte ich nach einigem Handeln mit einem Afrikaner aus dem Senegal, eine kunstvolle aus hartem Holz geschnitzte Maske erwerben.

Auf dem Bild; Dieses Tuaregzelt stand an der Oase die wir besucht hatten, es sah so aus als würde es endlich Regen geben, war aber nicht so. An den letzten Tagen auf der Baustelle in Oktober 1974 bin ich noch mal in die weite Wüste gegangen und habe mehrere Stunden sitzend im Sand unter der Sonne, die in dieser Jahreszeit bereits an Kraft verloren hatte, zwischen den Wanderenden Sanddünen die Stille und wohltuende Ruhe auf mich einwirken lassen und die Seele baumeln lassen, denn ich wusste nicht ob ich jemals noch so eine Gelegenheit bekommen würde.

Meine Füße bewegten den Wüstensand, am Horizont verheißendes spiegeln, begierig nach Abenteuer, der Gefahr wohl bewusst, durchstreifte ich das Land West-Sahara, behielt im Auge die unendlichen Sanddünen, hier und da ein Paar wilde Dromedare, die Schwalben kamen ganz plötzlich herangeflogen, mutiger als der heranstürmende Wüstenfuchs, auf den Weg in den Norden zu ihren Brutplätzen flogen sie, der starke Wind hielt die Schwachen auf und verhungerten, letztendlich verschwanden sie hinterm Horizont.

Some days in the desert are not very nice. No sun but bitter winds and sand everywhere. It is like time has stopped, only the touareg music goes on and on for ever.
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